Autoren-Archive: Frank Müller

Das war knapp! Ich hatte es bereits erwähnt, wenn nicht gar überstrapaziert: Wenn es eine Fahrstuhlmannschaft gibt, dann ist es die 1. Mannschaft des VfB Schach Leipzig. In der Saison 2014/15 sind wir letztmalig schnöde in der Sachsenliga verblieben; danach ging es jeweils rauf und runter - in alle Richtungen. In dieser Saison hätte dieses muntere Wechselspiel beinahe ein Ende gefunden. Der Fahrstuhl nach unten war schon längst abgefahren und der nach oben hatte fast vollständig die Tür geschlossen - da sind wir doch noch schnell durchgeschlüpft. Herzlichen Dank nach Ebersbach fürs Fuß-in-die-Tür-Stellen! Wer hätte das für möglich gehalten, dass der Tabellenletzte am letzten Spieltag den Tabellenführer und fast schon sicheren Aufsteiger souverän schlägt? Bei solcherlei Gelegenheit stellt sich manchmal so etwas wie Schadenfreude gegenüber dem stolpernden Favoriten ein; dies verbietet sich im Falle der sympathischen Coswiger von selbst, die in jüngster Zeit den menschlich und schachlich herben Verlust dreier Mannschaftsmitglieder zu verkraften hatten und schon deshalb sicher gedanklich andere Prioritäten als den Sachsenmeistertitel.

Die Geschichte unseres Punktspiels ist recht schnell erzählt: Richtig spannend wurde es schon deshalb nicht, weil die 2. Mannschaft des ASP Hoyerswerda dezimiert antreten musste und Wolli an Brett 7 einen ebenso schnellen und souveränen, wie unbefriedigenden Punkt feiern konnte. Da Luca und ich mit schnellen Siegen nachlegen konnten und der Rest auch nicht so schlecht dastand, war eher die Höhe des Mannschaftssieges ein Thema. Grischan stand erst ein wenig anrüchig, dann wieder passabel - und kam zu der Schlussfolgerung, dass die Saison für ihn lange genug gedauert hatte. Ein mannschaftsdienliches kurzes Remis. Anders hatte sich das unser Edeljoker Lars vorgestellt, der aber nach einem Bauerngewinn mit Schwarz bei fast makellosem Spiel am Ende keine Fortschritte mehr erzielen konnte und zähneknirschend einen halben Punkt abgeben musste. Fadi saß hingegen auf der schlechteren Seite einer äußerlich nicht besonders spannenden Partie und konnte am Ende den halben Punkt als Erfolg betrachten, zumal er den Mannschaftssieg festmachte. Carsten wollte es mit den schwarzen Steinen noch mal wissen, datierte doch sein letzter Sieg vom 1. Spieltag, sodass seine Performance in diametralem Gegensatz zu den freitäglichen Blitz-Darbietungen stand, die seinen Stern im gebührenden, strahlenden Licht zeigten. Doch Caissa war ein weiteres Mal nicht auf seiner Seite. In der entscheidenden, wilden Partiephase drangen seine fantasievollen Angriffe nicht durch - irgendwie war immer wieder eine Fußspitze des Gegners dazwischen und dann machte sich leider das Fehlen der Restverteidigung bemerkbar. Der Mannschaftssieg wurde schließlich durch ein Remis von Thomas komplettiert, der diesmal nicht den entscheidenden Punch fand (weil der Gegner ihn nicht zuließ). Macht am Ende ein souveränes 5:3, das hatten wir gegen die vermeintlich "Kleinen" auch schon mal anders.

Wir ließen den Spieltag im Anschluss beim lokalen Italiener ausklingen - in der Gewissheit, eine gute Saison (nach Mannschaftspunkten gar die beste des VfB in der Sachsenliga, jedenfalls soweit ich das rekonstruieren kann) gespielt zu haben, aber eben durch zwei vermeidbare Unentschieden den Aufstieg aus der Hand gegeben zu haben. Gut war die Stimmung natürlich trotzdem, auch wenn sie sicherlich noch viel besser gewesen wäre, wenn das Ergebnis aus Ebersbach schon dagewesen wäre, das uns schließlich kurz vor der Auffahrt auf die A4 erreichte und zu einem Verhalten führte, das andere Verkehrsteilnehmer vermutlich kurz irritierte.

Was die individuellen Performances angeht, so gab es auch in diesem Jahr Licht und ein wenig Schatten und eine ganze Menge dazwischen. Zählt jetzt nicht mehr. Unser bester Schachzug war jedenfalls, damit zu beginnen, den tollen Ersatz der Vorsaison in den Stamm zu integrieren. Luca war der Top-Performer der Saison und da ist sicher noch jede Menge Luft nach oben. Mal sehen, ob wir dieses Erfolgsmodell schon bald noch mal auflegen können (Flosch?...). Und der andere tolle Schachzug war natürlich, einen nominellen Stammspieler in die zweite Mannschaft "abzuschieben", um dann das Erfolgsmodell des zuverlässig punktenden Ersatzspielers auf die Spitze zu treiben. Ohne die nicht vorgesehene kleine Verwertungskalamität am letzten Spieltag hätten wir Lars bei 100 % notieren dürfen. 🙂

Mal sehen, was die nächste Saison bringt - wir sind jedenfalls schon jetzt in einer Win-Win-Situation: Entweder wir halten die Klasse oder wir wahren die Fahrstuhl-Serie.

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Ja, auch die erste Mannschaft existiert noch, wenn auch viel zu selten auf dieser Seite. Und sie existiert gar nicht mal so armselig: Mit einer Serie von Siegen hatten wir uns vor dem Punktspiel in die Position gebracht, den Sieg in der Sachsenliga noch aus eigener Kraft an die Fahnen heften zu können. Dazu war am vergangenen Sonntag allerdings nicht nur ein Mannschaftssieg gegen den bislang beeindruckend souveränen Tabellenführer aus Coswig vonnöten. Dieser musste auch noch ziemlich hoch ausfallen, denn wir hatten neben 2 Mannschafts- auch 4 Brettpunkte weniger. Hinzu kommt, dass die Coswiger am letzten Spieltag am anderen Ende der Tabelle wildern dürfen - auch wenn Ebersbach in Bestaufstellung und Normalform eigentlich kein Fallobst ist. Aber lassen wir die ungelegten Eier mal weg und dafür den Spitzenkampf Revue passieren.

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Nachdem nun leider unsere zweite Mannschaft knapp daran gescheitert war, den Abstand nach Spielklassen zu unserer ersten Mannschaft zu verkürzen, haben wir in der letzten Oberliga-Doppelrunde das Projekt doch noch ermöglicht - nicht ganz ohne Dramatik.
Irgendwie hatte ich zwischendurch regelrecht an den Klassenerhalt geglaubt und nach der einen oder anderen verpassten Chance in den beiden vorgelagerten Doppelrunden (vor allem gegen die zu sechst angetretenen Auer, s.u.) hätten wir es vor allem im Kampf am Samstag gegen die SG Leipzig II durchaus schaffen können. Ich werde mich in meiner - etwas verspäteten - Nachbetrachtung (nicht nur deshalb...) auf dieses Match konzentrieren.
Nachdem wir wieder einmal deutlich ersatzgeschwächt (bzw. -gestärkt - die Bewertung fiel in dieser Saison stets schwer) antreten mussten, war uns zunächst das Glück hold. Jörg konnte an Brett 5 einen frühen Punkt für uns ergattern, indem er die Non-Präsenz seines Gegners souverän mit Präsenz konterte. Haarscharf riss Ubald die Karenzzeit, wohl auch, weil er die Verkehrskalamitäten im Zusammenhang mit dem Tote-Hosen-Konzert unterschätzt hatte. Tat mir ein bisschen leid - aber in Anbetracht unserer Lage eben auch nur ein bisschen.
Was mir deutlich mehr leid tat, war der Umstand, dass Fadi seine bislang für die Mannschaft wertvolle Leistung nicht krönen konnte. So verlor er, der so vielen starken Gegnern getrotzt hatte, gerade gegen einen nominell (leicht) unterlegenen mit Weiß mehr oder weniger chancenlos. Auch Timon konnte an Brett 6 - allerdings mit Schwarz und gegen einen sehr starken Gegner - nicht sein wahres Leistungsvermögen zeigen. Zu allem Überfluss verlor Grischan an Brett 2 gegen Manuel Pietzsch, gegen den er nach eigenem Bekunden nicht spielen kann und deshalb immer schnell Remis macht. Diesmal lehnte er das gegnerische Angebot mit Blick auf den unübersichtlichen Stand des Mannschaftskampfes ab und wurde dafür bestraft. Aus einem 1:0 war ein 1:3 geworden. Der Rest sah aber nicht schlecht aus, sodass die Hoffnung auf zumindest einen Mannschaftspunkt intakt blieb.
Zunächst gelang mir gegen Schunki in einer für meine Verhältnisse recht guten Partie nachzuweisen, dass das im holländischen Stonewall grundsätzlich wenig empfehlenswerte Nehmen des Bauern auf c4 auch in der konkreten Situation wenig empfehlenswert war. Dann gewann Luca in einem dem Anschein nach ausgeglichenen Turmendspiel die Oberhand und zeigte, dass Turmendspiele doch nicht immer nur Remis enden müssen.
Leider verpasste Wolli in einer guten Partie gegen den späteren Fast-Sachsenmeister Laurin Haufe eine gute Möglichkeit, mit Schwarz nach mehr als dem halben Punkt zu streben. Aber all das hätte nicht geschadet, wenn uns das Glück in der letzten laufenden Partie hold geblieben wäre. Zunächst sah alles danach aus: Flosch war gegen Olaf Dobierzin zunächst einem falschen Plan gefolgt und massiv in der Entwicklung zurückgefallen. Nachdem der befürchtete unmittelbare Zusammenbruch jedoch ausgeblieben war, konnte er sich befreien und später sogar seinerseits trickreich zurückschlagen. Der Sieg schien greifbar im Endspiel mit 2 Bauern und Läufer gegen 3 gegnerische Bauern. Doch Flosch verpasste es, die Bauern siegbringend festzulegen und nach dieser unscheinbaren Nachlässigkeit gab es keine Gelegenheit mehr, Fortschritte zu erzielen. Es blieb ein am Ende unglücklich anmutendes 4:4, über das wir uns natürlich in Anbetracht des "geschenkten" Punktes nicht beschweren dürfen.

Aber es war klar, dass wir angesichts des für den nächsten Tag zu prognostizierenden klaren Sieges unseres unmittelbaren Abstiegskonkurrenten aus Halle wohl einen Mannschaftspunkt gegen den souveränen Tabellenführer von der SG Leipzig I benötigen würden. Sollten diesbezüglich zarte Hoffnungen bestanden haben, so wurden diese wohl spätestens kurz vor dem Kampf zunichte gemacht durch: mich! Nun ja, der eigentliche Schuldige heißt Cookie und ist in Schachspielerkreisen eher kein Begriff. Aber die familiären Turbulenzen in Folge des nächtlichen spurlosen Verschwindens des Kaninchens Cookie bewirkten meine kurzfristige Absage für das sonntägliche Punktspiel und wirbelten das mannschaftliche Gefüge derart durcheinander, dass ein Erfolg noch einmal deutlich unwahrscheinlicher geworden war. Vielen Dank an Jörg für dessen schnelles Einspringen! Ich kann aufgrund meiner Tätigkeit auf anderen Schlachtfeldern wenig mehr zum Verlauf der hier gegenständlichen Schlacht beisteuern als den Eindruck, dass eine Reihe guter, interessanter Partien durchaus auch zu anderen Resultaten hätten führen können, aber am Ende eine erwartbar deutliche Niederlage (2:6) stand. Immerhin konnten Grischan, Thomas, Carsten und Wolli ihren Scoreboards noch jeweils halbe Punkte hinzufügen.

Thomas ist damit der Topscorer der Saison, aber auch Wolli hat sehr erfolgreich agiert. Grischan und Carsten haben zwar keine überragendes Gesamtscore zu bieten, aber immerhin überragende Siegpartien - und für diese spielen wir ja!
Auch Lars hat neben dem diesmal besonders aufreibenden Job als Mannschaftsleiter eine gute Saison gespielt - leider wird er uns nächste Saison in der 1. Mannschaft nicht zur Verfügung stehen. An dieser Stelle noch mal vielen Dank!
Neben Fadi hat auch Giso bis kurz vor Schluss gut gepunktet - er erwarb mit seiner frontal gegen die Wand gesetzten Gewinnstellung im Punktspiel gegen Aue sicher das Anrecht auf den Titel des Unglücksraben der Saison. Aber wem Ähnliches noch nie passiert ist - der sollte die Klappe halten und einfach froh darüber sein! Es gilt wie immer: Mund abputzen und weitermachen!
Der eigentliche Star der Saison (neben Thomas) war - ich habe es bereits angedeutet - "der Ersatzmann" - allen voran die beiden herausragenden Nachwuchstalente Flosch und Luca. Mit ihnen werden wir die Hoffnung nicht fahren lassen müssen, dass der Fahrstuhl uns aus der Sachsenliga auch irgendwann in nicht zu ferner Zeit wieder einmal eine Etage nach oben fahren wird.

Zu guter Letzt noch die Information für die Tierfreunde: Das totgeglaubte Familienkaninchen Cookie hat sich - im Gegensatz zum fehlenden Mannschaftspunkt - zwischenzeitlich wieder angefunden. Mein schlechtes Gewissen gegenüber der Mannschaft hat hingegen überdauert - ich hoffe, ich kann es irgendwann wieder gutmachen!

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Die 1. Mannschaft scheint auch in diesem Jahr ihren Ruf als Fahrstuhlmannschaft bestätigen zu wollen und hat am Sonntag schon mal mit ziemlichem Nachdruck auf den Button mit der Aufschrift "Sachsenliga" gehämmert.

Unser von Beginn an sehr überschaubarer Vorrat an Optimismus erhielt zunächst eine kleine Aufstockung. Nicht nur uns fehlten zwei wichtige Stammspieler, auch die Dessauer Gastgeber waren arg dezimiert - u.a. fehlten die beiden ersten Bretter. Da waren wir schon fast ein bisschen die Favoriten.

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Den Bericht zum jüngsten Punktspiel der 1. Mannschaft kann ich angenehm kurz fassen. Die 4. Mannschaft der SG Leipzig trat ohne die beiden Spitzenbretter an und die verbleibenden Spieler waren wegen dieses Umstands so frustriert, dass sie nicht den Ehrgeiz erkennen ließen, die Hypothek dieses 0:2 abtragen zu wollen. So fand eigentlich nur an 2 Brettern ein echter Kampf statt. Lars baute seine tolle Saisonbilanz mit Hilfe überlegenen Theoriewissens und anschließender souveräner Technik aus. Bei Fadi sah es hingegen lange Zeit nach dem gegnerischen Ehrenpunkt aus, nachdem er als Weißer das schwarze Gegenspiel am Königsflügel augenscheinlich unterschätzt hatte. An Kampfgeist und Erfindungsreichtum hat es ihm hingegen noch nie gemangelt und mit deren Hilfe kam er schließlich doch noch zu einer erfreulichen Punkteteilung.
Am Ende stand ein unter den benannten Umständen recht unspektakulär zustande gekommener 5,5:2,5-Sieg. Begünstigt durch die Reichenbrander Niederlage gegen Coswig konnten wir uns damit an der Konkurrenz vorbei an die Tabellenspitze der Sachsenliga mogeln. Damit erscheint endgültig das Aufstiegsgespenst am Horizont, denn die gegnerischen Mannschaften der verbleibenden 2 Runden scheinen nicht unschlagbar. Doch Ball flach halten: Oft genug hat der VfB in der Vergangenheit seine Fähigkeit demonstriert, gegen die vermeintlich Kleinen Slapstick-Einlagen zu produzieren. Es wird also in jedem Fall unterhaltsam - stay tuned!

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Der Punktspielauftakt der 1.Mannschaft hatte vor allem für jene Charme, die gern den Umstand verdrängen wollten, dass wir die Oberliga nach einem Jahr schon wieder verlassen mussten. Denn die Paarung VfB-Coswig hatte es in der vergangenen Saison auch schon - nur eben eine Klasse höher - gegeben. Obwohl die Coswiger im Gegensatz zu uns nicht den kompletten Stamm an Bord hatten, waren sie doch nominell leicht favorisiert.
Davon war jedoch von Anfang an wenig zu spüren, denn insbesondere an den vorderen Brettern bekamen wir schnell vielversprechende Positionen. Das erste Resultat lieferte dann jedoch Giso, der nicht schlecht stand, jedoch als Schwarzer auch keine erkennbare Perspektive auf mehr als den halben Punkt hatte. Die frühzeitige Übereinkunft, die Kampfhandlungen einzustellen, war somit folgerichtig.
Der nächste war dann schon ich. Mein Gegner hatte ausgangs der Eröffnung zu sorglos agiert und ein doppeltes Figurenopfer zugelassen, das zwar nicht zum Matt führte, aber doch eine gewaltige Dividende einbrachte und uns eine rasche Führung bescherte. Ebenfalls zu sorglos agierte Grischans Gegner in bzw. unmittelbar nach der Eröffnung. Als sich der Rauch des ersten Aufeinanderpralls verzog, zeigte sich, dass fast jede Figur Grischans aktiver stand als die seines Gegners. Es folgte ein wenig Einbahnstraßenfußball und kurze Zeit später das 2,5:05 für uns. Auch Thomas konnte bereits in der Eröffnung von einem Fehler des Gegners profitieren und einen Bauern einstecken. Da damit jedoch das Entgegenkommen des Gegners sein Bewenden hatte, war er schließlich der Letzte von uns der noch spielte - mit Happy End, wie ich jetzt schon mal verraten darf.
Ein bisschen Sorgen machte uns zwischendurch Wolli, der seinem Gegner mit Aktivität zur Unzeit Chancen einräumte. Wahrscheinlich hatte er sich gelangweilt und nach einer Aufgabe gesucht. Die hatte er nun: Verteidigung - und er bewältigte sie erfolgreich.
Um unser Glück voll zu machen, setzte Fadi seinen starken Gegner durch schnelles, aktives Spiel unter Druck und erreichte ein aussichtsreiches Endspiel, das er nach einigem Hin und Her hübsch gewinnen konnte.
Und als liefe es noch nicht gut genug für uns, begab sich an Lars´ Brett Folgendes: Um vollkommen in dem für die Tätigkeit des Schachspielens förderlichen Zustand des Wachseins anzukommen, benötigte Lars zunächst die Hilfe des Elementartaktikweckers. Dieser ist bekanntlich nicht gebührenfrei, aber nach meinem Empfinden ist ein Bauer durchaus ein fairer Preis. Zumal die geistige Trägheit nicht lediglich eliminiert wurde, sondern gar auf den Gegner übersprang, der im Überschwang meinte, es sei bereits der Augenblick gekommen, alles abzutauschen, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, und dann das Endspiel zu gewinnen. Dummerweise war die einzige Figur, die er abtauschte, diejenige, die das Feld d5 bestreichen konnte und so lachte sich kurze Zeit später ein starker Springer auf d5 über den gegnerischen schwarzfeldrigen Läufer halbtot. Praktischerweise hatte der Elementartaktikwecker die h-Linie bereits für den Angriff geräumt, der sich dann langsam, aber unerbittlich entfaltete und zu einem schönen Sieg für Lars führte.
Damit war der Wettkampf bereits für uns gewonnen, sodass wir den Umstand leicht verkraften konnten, dass Carsten seine vielversprechend aussehende Position gegen Patrick Klawa nicht zu Zählbarem verwandeln konnte. In komplizierter Stellung und bei knapper Zeit übersah er einen Doppelangriff, der eine Figur kostete und letztlich den Zugriff auf seinen König erlaubte. Sehr schade.
Kurze Zeit später hatte dann auch Thomas sein Werk sicher vollendet und einen unerwartet hohen Sieg mit 6:2 Punkten unter Dach und Fach gebracht.
Wenn es so läuft, muss der Gegner von mir aus auch keinen Zwetschgenkuchen mitbringen.

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Nun will ich noch (für meine Verhältnisse: kurz) der traurigen Chronistenpflicht nachkommen und die letzten beiden Oberligawochenenden Revue passieren lassen. Wie immer das Positive zuerst: Nie in den letzten Jahren haben wir den Verbleib in der Sachsenliga derart frühzeitig sichern können - fast mit einem Jahr Vorlauf konnten wir uns da ziemlich sicher sein. Wer einen Blick auf den Tabellenstand der Sachsenliga vor dem letzten Spieltag werfen möchte, wird erahnen können, dass dies eine Errungenschaft ist.... Außerdem sind wir nicht Letzte geworden, auch wenn wir uns darauf wohl mit Blick auf den direkten Vergleich mit dem letztplatzierten USV TU Dresden II und auf die Aufstellung des SV Rochade Magdeburg 96 am letzten Spieltag nicht zu viel einbilden sollten.

Doch der Reihe nach: Klar war, dass die Entscheidung bzw. Vorentscheidung über den Klassenerhalt in der vorletzten Doppelrunde in Dresden fallen würde. Und es ließ sich am Samstag zunächst gegen die stärker einzuschätzenden, weil ausgeglichener besetzten und deutlich besser punktenden Grün-Weißen aus Dresden gut an - als ich nach einem schnellen Sieg die Szene verließ, um mich für den folgenden Tag zu schonen (bzw. auf den unverhofft aufgetauchten Wolfgang Uhlmann notdürftig vorzubereiten), gab ich mich der berechtigten Hoffnung auf einen Mannschaftssieg hin. Einzig der Umstand, dass Carsten - mutig, aber eben auch riskant - ein Remisgebot seines starken Gegners abgelehnt hatte, trübte meine Vorfreude, denn was beim Gehen mein Auge streifte, sah nach einem gefährlichen Konter aus. Und so kam es dann, wie es wohl kommen musste: Jörg konnte zwar seine Partie gewinnen (und sich damit - soviel Vorgriff sei gestattet - nach einer überzeugenden Saison zum Rekord-Sieger aus unseren Reihen krönen). Aber leider galt für Thomas weiterhin (sinngemäß) die bekannte Fußball-Weisheit: "Haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh!" und so verwandelte er seine hart erarbeitete vorteilhafte Stellung im Handumdrehen in....nun ja, ich muss es nicht wiederholen. Und so waren die sicheren Remisen von Christian und Wolli am Ende zu wenig für die Mannschaft und ein trostloses 3:5 stand zu Buche.

Aber der große Abstiegs-Showdown sollte ja ohnehin erst am nächsten Tag folgen. Über den decke ich dann mal lieber den Mantel des Schweigens - wenn wir in dieser Saison einmal klar und chancenlos verloren haben, dann war es in dieser Runde. (OK, Mantel des Schweigens hin oder her - Gisos schönen Sieg will ich nicht unerwähnt lassen; dafür hatten wir diese Saison einfach zu wenige davon).
Und damit war der Abstieg bereits klar - das Ligaorakel sah zwar noch eine Chance von einem Promille, aber so optimistisch waren selbst wir dann nicht mehr.

Die letzte Doppelrunde zeigte dann noch mal das ganze Spektrum unserer bisherigen Saisonwettkämpfe: Ist es vermessen zu behaupten, dass wir gegen den souveränen Aufsteiger in die 2. Bundesliga AE Magdeburg (Gratulation und viel Erfolg nächste Saison!) etwas hätten holen können? Wahrscheinlich schon, das 2:6 spricht eine deutliche Sprache, die Ratingdifferenzen ebenfalls. Aber zumindest Fadis starke Oberligapremienpartie gegen Maria Schöne hätte nie und nimmer verloren gehen dürfen (wahrscheinlich hätte es auch mehr als ein halber Punkt sein müssen, aber so genau habe ich es dann doch nicht gesehen...). Und an meine eigene Trotteligkeit möchte ich lieber gar nicht denken, denn Blutdruckmedikamente besitze ich aktuell noch nicht. Vom Rest habe ich wiederum nicht genug gesehen, um mir wirklich ein Urteil erlauben zu können, aber wenn Grischan sagt, wir hätten gewinnen müssen, wird es schon stimmen :-).
Ganz im Ernst: Unter dem Strich geht der Abstieg natürlich vollkommen in Ordnung, wenn man seine Chancen so oft nicht nutzt - denn gerade die hier angesprochene Effektivität bzw. Cleverness ist ein Element schachlicher Spielstärke.

Am letzten Spieltag trat SV Rochade Magdeburg 96 nur mit sechs (allerdings guten!) Spielern gegen uns an. Für sie ging es um nichts mehr und Geld scheinen sie zu haben 😉 Wir schlugen uns recht wacker und konnten zumindest einen Mannschaftspunkt retten und damit - wie gesagt schmeichelhaft - die rote Laterne an die Dresdener Bundesligareserve weitergeben. Schade, dass Alv auf diese Weise um seine erste Oberligapartie mit den weißen Steinen gebracht wurde, nachdem er sich am Vortag mit Schwarz wacker gegen seinen nominell deutlich überlegenen Gegner gewehrt hatte. Schade natürlich auch für Giso, aber da es für ihn die zweite Schwarzpartie des Wochenendes geworden wäre und er bereits am Vortag einen schönen Erfolg gegen einen starken Gegner erkämpft hatte, war das vielleicht nicht ganz so tragisch. Damit war Wolli der einzige, der das Privileg "Doppelschwarz" genießen und leider auch im negativen Sinne auskosten durfte. Letztlich muss man wohl mutmaßen, dass er den kleinen Bruder von Thomas´ Fußballschuh anhatte (s.o.). Noch ein Letztes zum Thema "Wäre, wäre, Fahrradkette...": Beide hatten ihr Schuhwerk am ersten Spieltag in Aue in die Schüssel mit den Exkrementen getunkt, als sie gewinnverheißende Stellungen einvernehmlich in schnöde Nullen verwandelten. Man stelle sich vor, das wäre anders gelaufen und beide hätten voller Selbstvertrauen in der Folge konstant so brilliert, wie wir das normalerweise gewohnt sind und (der bis dahin stark spielende) Lars hätte nicht an den letzten beiden Wochenenden seine Leidenschaft für die Marke Audi entdeckt...OK, OK, ich höre schon auf, SG AE Magdeburg sind schon korrekt als Aufsteiger ;-).

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Das Positive zuerst: Auch nach der letzten Doppelrunde der Oberliga besteht weiterhin realistische Hoffnung auf den Klassenerhalt; selbst das Liga-Orakel hat seine Prognose leicht zu unseren Gunsten korrigiert. Gleichwohl dominiert bei uns das Gefühl, dass wir eine (weitere) große Chance auf einen kleinen Befreiungsschlag verpasst haben. Zumindest ein Mannschaftspunkt mehr aus den beiden Runden hätte es sein sollen.

Denn schon das nach der Papierform klare und erwartbare 3:5 gegen die SG Löberitz hätte auch gut und gerne ein 4:4 sein können. Um das Pferd von hinten aufzuzäumen: Die Niederlage von Christian an Brett 3 resultierte daraus, dass er beim Stand von 3:4 gegen uns gezwungen war, die nach zäher Gegenwehr endlich ausgeglichene Stellung auf Gewinn zu behandeln - also in einem Zug wegzuschmeißen. Das wäre sicher nicht passiert, wenn wir vorher ein halbes Pünktchen mehr auf unser Konto gebracht hätten - und das war sehr gut möglich. An den Remisen von Giso, Carsten und Thomas gibt es aus unserer Sicht wenig zu deuteln. Im Falle von Carsten handelt es sich im Gegenteil um einen hart erkämpften Erfolg, denn wie jeder im Lande weiß, ist Norman Schütze gerade mit Weiß eine Macht. Nach der Papierform ist auch das Remis von Lars gegen Holger Pröhl unbedingt als Erfolg einzustufen. Nicht jedoch, wenn man seine zwischenzeitlich hoch überlegene Stellung gesehen hat. Auf eine andere Weise ärgerlich die Niederlage von Jörg, der in leicht schlechterer, aber bestimmt haltbarer Stellung durch Zeitüberschreitung verlor - weil die Uhr falsch eingestellt war und den Zeitbonus von 30 Sekunden nicht aufaddierte. Ebenfalls dumm meine Niederlage: Nachdem ich eine sehr ordentliche Stellung erreicht hatte, war ich mit dem ungefähren Ausgleich nach dem Normalzug nicht zufrieden und verschwendete mal wieder einen Großteil meines Zeitvorteils, um mich heillos zu verheddern und dann natürlich den falschen Zug zu spielen und kurz danach gar noch einen überlebenswichtigen Bauern einzustellen. Selbst die danach noch mal aufkommenden Schwindelchancen nutzte ich überaus suboptimal - leider ein gebrauchter Tag. Bleibt ein großes Lob an den Sieger des Tages Wolli - der mal wieder zeigte, wie stark er ist, wenn er erstmal den f-Bauern zwei Felder nach vorn geschoben hat.

War das schon ärgerlich, so trifft das in fast noch stärkerem Maße auf das 4:4 gegen den Abstiegskonkurrenten (?) USV Halle zu. Nachdem mein Gegner und ich beschlossen hatten, dass wir nicht austesten wollen, ob unsere Köpfe sich über Nacht schon ausreichend von der Frustration des Vortags erholt hatten, durfte ich das Ganze in voller Dosis als Zuschauer "genießen". Zunächst sah (fast) alles sehr gut aus - bis auf Christians Partie, der mit Weiß sehr früh einen falschen Abzweig nahm und freigebig Bauern unter das Volk streute. Langfristig soll das ja nicht besonders gut sein, insbesondere wenn es sich um Zentralbauern handelt. Da wurde dann auch mal laut mit dem Gedanke an eine baldige Kapitulation geliebäugelt. Auch Jörg war die Eröffnung ein wenig daneben gegangen und das gegnerische Läuferpaar und die offene Struktur zauberten Sorgenfalten auf mein Gesicht. Dafür stand Carsten bald sehr stark und auch Gisos Partie mit einer Qualität gegen einen Bauern bei nach meiner Einschätzung unzureichender Kompensation des Gegners machte einen sehr guten Eindruck. Bald machte auch die Partie von Thomas ein wenig Sorgen, dessen Springer am Rand in Ermangelung bespringbarer Felder für geraume Zeit als faktische Minusfigur auftrat. Er verteidigte das jedoch zäh und bald entstand ein Endspiel, das uns allen als klares Remis erschien. Es folgten Remisen aus der Position der Stärke durch Wolli und Lars, wobei letzterer wohl nach erster Analyse in der Schlussstellung die Chance ausließ, sich mit einem igeltypischen Vorstoß die Initiative zu sichern. Aber sei´s drum - der Rest sah zu diesem Zeitpunkt in der Summe gut genug aus. Umso mehr, als plötzlich Jörgs Springer zum Leben erwachen durfte und dem versammelten gegnerischen Läuferpaar eine Nase und damit die Partie drehte - ab da war es Einbahnstraßenfußball und ein klarer Sieg für Jörg (und hoffentlich ein Trost für das Unglück am Vortag). Auch bei Christian wurde es bald wieder gemischt - der Gegner hatte eine starke Gegenspielidee nicht unterbunden und die knapp werdende Zeit wurde nun zu einem Faktor. Leider hatte sich Thomas zwischenzeitlich zu einem scheinaktiven Bauernvorstoß entschieden, wonach sein Gegner wieder etwas hatte, worauf er spielen konnte. Das wäre nicht ganz so schlimm gewesen - wäre nicht Giso bei knapper Zeit in einen Konter seines Gegners gelaufen, der die Partie auf den Kopf stellte und der gegnerischen Mannschaft einen wichtigen vollen Zähler bescherte. Auf der anderen Seite konnte Carsten seine gute Stellung auf sehenswerte Weise verstärken und schließlich effektvoll unter Ausnutzung des Angriffspotentials ungleichfarbiger Läufer gewinnen. Sein erster Oberligasieg - und was für einer! Christian durfte zwischenzeitlich ohne Verletzung der Anstandsregeln Remis bieten - der Gegner hätte auch gern angenommen, durfte aber angesichts der unbefriedigenden Gesamtsituation seiner Mannschaft nicht. Schließlich mündete die Partie aber doch in eine Dauerschachschaukel - mal wieder ein großes Spektakel an Christians Brett mit einem glücklichen Ausgang. Also 4:3 für uns - aber leider sah die verbleibende Partie nicht mehr wirklich gut für uns aus, denn Thomas´ Gegner lavierte ihn mit schier überirdischer Geduld aus und ließ nicht das geringste Nervenzittern erkennen. Und so kam es, wie es kommen musste: Eine wirklich bittere Niederlage für Thomas, der seinen großartigen Kampf nicht belohnt sah und ein wichtiger Mannschaftspunkt, der uns im letzten Moment durch die Finger rutschte. Dabei soll nicht verkannt werden, dass wir an dem einen oder anderen Brett (also genau genommen an zweien 😉 ) ein wenig Glück auf unserer Seite hatten, sodass der Punkt für die Hallenser natürlich nicht unverdient war.

Nun gilt es alle Konzentration auf die verbleibenden schweren Kämpfe zu richten - wenn die Doppelrunde etwas gezeigt hat, dann dass die Mannschaft jederzeit das Potenzial hat, einen Big Point zu machen. Und das wird auch nötig sein....

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Seit heute haben wir - neben der Komfortabilität und Modernität unserer Spielstätte - eine weitere Gemeinsamkeit mit dem FC Bayern München: Nach dem erwarteten, souveränen Sieg in der Meisterschaft (OK, OK... ;-)) blieb uns im Pokalfinale nur der undankbare zweite Platz.

In unserem Falle war die Wiederholung der überraschend guten Platzierung des Vorjahres jedoch eindeutig eine Erfolgsgeschichte. Diese wurde begünstigt durch eine vernünftige Streuung unserer Einzelerfolge über die Schar unserer potenziellen Konkurrenten.
So starteten wir in die Vorrunde mit einem knappen, aber verdienten Erfolg gegen die künftigen Ligakollegen aus Hoyerswerda, die dann wie erhofft mit uns in die Finalrunde einzogen und uns dort ein nettes Startpolster bescherten. Da konnten wir dann (nach einem Sieg gegen eine von gefühlt einem halben Dutzend SGL-Mannschaften) im letzten Kampf der Vorrunde großzügig die Mannschaftspunkte an die - auch nicht so schlechten - Zwickauer abgeben.
Nach einem knappen, aber verdienten Sieg zum Auftakt der Finalrunde gegen Nickelhütte Aue standen wir schon als Zweitplatzierte fest, da im Parallelkampf Grün-Weiß Dresden die Hoyerswerdaer geschlagen hatte. Damit gab es in der letzten Runde ein echtes Finale gegen Grün-Weiß, in dem diesen aufgrund der besseren Brettpunktausbeute bereits ein 2:2 gereicht hätte. Dazu kam es allerdings nicht - die Grün-Weißen kamen zu einem insgesamt recht ungefährdeten 3:1-Sieg und waren der verdiente Pokalsieger. Herzlichen Glückwunsch in die Landeshauptstadt! Anders als im Vorjahr, als wir denkbar knapp und unglücklich am Pokalsieg scheiterten, gibt es dieses Jahr keinen Grund zum Hadern.

Unsere Mannschaft (Frank, Thomas, Wolli, Carsten, Lars) bestach vor allem durch Homogenität. Eine virtuelle Verbeugung will ich dennoch vor Thomas machen, der Opfer der Farbauslosung (und der Pausengestaltung meiner Wenigkeit) wurde und der mit seinem Sieg gegen IM Hannes Langrock in seiner einzigen (!) Weißpartie eine entscheidende Weiche in Richtung Vizepokalsieg und der damit verbundenen Qualifikation für den DFB-Pokal (O-Ton Jürgen Rudolph - wir werden ihn darauf festnageln, wenn wir mit dem Stadionbau fertig sind...) stellte.

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Noch eine Nachlese zu unserem Abschneiden/frühzeitigen Ausscheiden bei der DPMM gegen den SC Empor Potsdam. Das Los hatte uns einen nominell machbaren Gegner beschert, wenngleich die beiden aufstrebenden Hansch-Zwillinge an den ersten beiden Brettern zumindest mir Kopfzerbrechen bereiteten. Zu Recht: Nachdem ich mit Schwarz passabel aus der Eröffnung gekommen war, brauchte ich bei jedem Zug viel Zeit, um jeweils festzustellen, dass scheinbar vielversprechende Fortsetzungen leider sämtlichst an taktischen Details scheiterten. Kurz: Ich fühlte mich wie eine Fußballmannschaft, die beständig einen halben Schritt zu spät kommt. Gegen das energische und schnelle Spiel meines jungen Gegners kam ich Schritt für Schritt auf der Uhr und auf dem Brett unter Druck und patzte folgerichtig: ein wichtiger Bauer war weg. Da stimmte es nur bedingt hoffnungsfroh, dass Thomas an Brett 2 sich zeitgleich nominelle Vorteile erarbeiten konnte (Mehrbauer bei allerdings zugiger Königsstellung), denn aufgrund der Berliner Wertung hätten wir bei meiner zu prognostizierenden Niederlage noch einen weiteren Sieg benötigt. Der konnte nur von Lars an Brett 3 kommen, denn Wollis Gegner hatte mit Weiß das Entstehen jeglicher Spannung verhindert und so das fast Undenkbare möglich gemacht: Ein unspektakuläres, korrektes Remis an Wollis Brett.
Doch dann kam alles doch etwas anders, wenn auch nicht wirklich gut: Mein bislang tadellos agierender Gegner übersah mit über einer Stunde auf der Uhr (gegen eine Minute meinerseits) eine simple Taktik:

Statt mit 38. Le2 weiter glatt auf Gewinn zu stehen, zog er forsch 38. Sf4 und schaute sich nach 38.- S:e3 ca. 10 Minuten lang mit verdrießlichem Gesicht den Schaden an, um sich dann dem Nachbarbrett zuzuwenden. Dort hatte sich in der Tat Entscheidendes getan, denn Thomas hatte im Streben nach dem ganzen Punkt die Kontrolle über die Position verloren und stand nun klar auf Verlust. Wir gaben nun sicher ein recht skurriles Bild ab: Ein von der eigenen Partie angewiderter, auf einem immensen Zeitvorrat thronender Spieler, der nur noch auf den Schlusspunkt der Partie zu seiner Rechten wartete ... und sein aufs Äußerste angespannter, offenbar ebenfalls unzufriedener Gegner, der die gegnerische Bedenkzeit gierig aufsog und an irgend etwas verzweifelt herumrechnete. Letzterer Part kam als gerechte Strafe für mein schlechtes Spiel mir zu. Mir war zwar klar, dass mein Gegner die Partie abgehakt hatte und das für uns unglückliche Ende der Partie an Brett 2 den Remisschluss an unserem Brett zur Folge haben würde. Andererseits hatte ich keine rechte Ahnung, wie ich nach 39. g3!? fortfahren sollte. Denn danach gibt es eine Reihe von Möglichkeiten für Schwarz, aber keine schien mir befriedigend. So sieht 39.- Sf5 irgendwie gut aus, aber fast jeder vernünftige weiße Zug gewinnt, am einfachsten 40. D:f7. Nächster Versuch: 39. - Dc1+ 40. Kh2 Sf1+ 41. Kg2 Sd2. Aber ich konnte nicht erkennen, wie es nach 42. Le2 weitergehen soll (Antwort: gar nicht). Bei dem einzig richtigen 39. - Dc1+ 40. Kh2 Df1 41. f:e3 D:f3 42. Sg2 war mir hingegen das simple, aber wichtige Detail entgangen, dass meine Dame jetzt f7 unter Kontrolle hat und deshalb unmittelbar 42.- Lf8 (Idee Ld6) möglich ist (mit dem von mir für nötig gehaltenen Einschub von 42.- Kg8 ist das Ganze natürlich witzlos, denn nach 43. D:a7 Lf8 44. D:b6 hat Weiß ja d6 unter Kontrolle). Nach 43. Db8 Kg7 ist nun nicht klar, auf welche Weise Weiß noch Fortschritte erzielen will, also objektiv tatsächlich Remis?! Oder findet jemand noch etwas? Klar ist jedoch auch hier, dass Weiß weitgehend risikolos noch ein bisschen herumstochern könnte. Aber es kam, wie es kommen musste: Nachdem Thomas aufgegeben hatte, zog mein Gegner 39. D:f7 und verband dies mit einem Remisangebot, das ich annehmen musste und das aufgrund der Berliner Wertung zugleich unsere Niederlage besiegelte.

Am nächsten kamen wir einem Sieg vielleicht an Brett 3:

Lars als Weißer machte hier mit b4-b5 den Laden dicht und bot dann mit Df2 Damentausch an. Im resultierenden Endspiel gab es dann allerdings kein Durchkommen mehr. Wir Zuschauer hätten gern den Springereinschlag auf f5 gesehen - wonach die Lage aber wohl auch nicht ganz klar ist; ich denke jedoch, Schwarz hat den härteren Job. Auch hier ist sicherlich Raum, sich an einer Analyse abzuarbeiten.... Vielleicht wäre ja auch unmittelbar Df2 eine Idee gewesen, denn der Bauer b4 ist wegen des Schachs auf g5, wonach der König wegen der Gabeldrohung auf c6 die Deckung des Bauern e6 aufgeben muss, keine echte Option.

Insgesamt sicher ein verdienter Erfolg der Potsdamer in einem engen Match.

Kurios noch, dass die vermeintlich schwächste Mannschaft aus Weimar den nominell überlegenen Zehlendorfern einen großen Kampf bot und nach einem 2:2 erst im Blitzentscheid ausschied. Auch am nächsten Tag konnten die Zehlendorfer nicht gewinnen - hier brachte jedoch bereits die Berliner Wertung (Sieg an 2, Niederlage an 3) die Entscheidung zu ihren Gunsten.