Während in den letzten Jahren immer einige unserer Spieler in Chemnitz waren, hatte ich unglücklicherweise nie Zeit gefunden, weil immer was Anderes war. Dieses Jahre wäre es fast auch so gekommen, aber angemeldet ist angemeldet.
Den Stammgästen dieses Turniers fielen sofort zahlreiche Veränderungen auf: neuer Termin, neues Spiellokal und ab der zweiten Runde eine völlig veränderte Anordnung der Bretter 1-20, was unsere Teilnehmer (Sadko,Mike und mich) allerdings weniger störte.
In der ersten Runde konnte keiner von uns dreien irgendwie überzeugen.
Am Nachmittag war zumindest ich halbwegs aufgetaut und bekam gegen meinen Gegner halbwegs ein Bein aufs Brett. Allerdings konnte ich mich nicht wirklich für eine Variante entscheiden und fing an mich mehrfach umzugruppieren, was mein Gegner kopierte. Nach weiteren Versuchen dieser Art stellt ich fest, dass mein Gegner seit einigen Zügen keine Felder mehr für einen Springer hatte. Ich gewann diesen mit einem Bauern und überraschenderweise fühlte sich diese Stellung nicht gut an, da ich mich immer noch etwas verhedert hatte (beim Umgruppieren). Nachdem ich mich nach einigen Zügen wieder halbwegs aktiv stand, gab mein Gegner auf, da ich doch wieder etwas Spiel hatte.
Über die dritte Runde kann ich wirklich nicht so viel sagen, weil ich leider durch Abwesenheit glänzen musste. Allerdings fanden Sadko und Mike zu genau diesem Zeitpunkt ins Turnier.
In der Vierten Runde wurde ich von Sadko und Mike abgeholt (in Leipzig) um dann gegen Gerd zu spielen. Ich war an diesem Tag nun nicht ganz auf Schach konzentriert und kam entsprechend aus der Eröffnung. Ich hatte die ganze Partie daran zu tun, den direkten Verlust zu vermeiden, und schließlich eine Festung zu bauen, die das Remis bedeutete. Währenddessen hielt Mike seine Partie gegen eine starke 1800 beständig auf Ausgleich und trocknete langsam aber sicher jegliche Spielideen aus...Remis! Sadko spielte in dieser Runde gegen einen eher anstrengenden Gegner, den er in klar vorteilhaften Stellung langsam abtrug...unter relativ häufigen Remisgeboten (des Gegners natürlich).
Was die fünfe Runde betrifft erinnere ich mich nicht mehr an viele Dinge, allerdings bekam ich die Möglichkeit erneut gegen die Bird-Eröffnung zu spielen. Allderings führte dies zu einer Stellung in der ich die Öffnungsideen hatte, welche allesamt zu einer Verbesserung des gegnerischen Spiels geführt hätten, also ging auch diese Partie Remis aus. Sadko und Mike verloren in dieser Runde gegen gute Gegner.
Danach hatte der Ausrichter die Möglichkeit zum Besuch des Weihnachtsmarktes und der Bergparade vorgesehen, was wir wahrnahmen.
Zurück am Brett erwartete uns eine seltsame Überraschung: Sadko und ich waren gegeneinander gelost wurden, nahmen uns jedoch vor auszuspielen.
Ich began, indem ich meine Eröffnung so behandelte, dass ich wohl keinesfalls ein Remisgebot erhalten würde und stellte dann einen Bauern ein. Später fand ich eine taktische Idee auf Grund des unrochierten Königs, was zu einem anderen Ausgang der Partie führte....
An diesem Tag hatte Mike seine Partie des Turniers, in der er mit Schwarz wunderbar entspannt aufspielte, bis seine Aktivität groß genug war:
Dieser Situation entstand nach 1....Db6-b4 2.Tc1-c2. Nach Db4 gab es objektiv betrachtet für Weiß keine aktiven Züge mehr, sondern nur noch solche, die den e4 auf Kosten von Aktivität und eigenen Ideen halten. An dieser Stelle sezte Mike mit Sf6xe4 fort und konnte dadurch nach dem Generalabtausch ein Endspiel mit 2 Mehrbauern absolut entspannt spielen.
Der letzte Tag des Turniers lieferte überraschende Ergebnisse:
Mike krönte seine Bilanz mit einem weiteren ausgekämpften Remis.
Sadko spielte folgende schöne Partie:
Sadko Gegner (schwarze Steine, die gleiche starke 1800 gegen die Mike oben das Remis bekam) hatte gerade ...Tc8-d8 gespielt und Sadko fand es jetzt an der Zeit die Partie auf c6 zu beenden. Der Computerzug wäre d5 gewesen, aber die kritische Variante mit nur kleinem Nachteil für Schwarz nach Se5xc6 konnte Sadkos Gegner nicht ausfindig machen und mir ist sie inzwischen auch entfallen. 😉 Sadko entschied auch mit seiner Variante am Ende die Partie.
Nun zu mir:
Ich hatte mir als Schwarzer in diesem Sizilianer mit b3 zunächst viele Sorgen gemacht...meistens um leuchtende Läufer und hatte erst kurz zuvor f5 gespielt um nicht an h7 rechnen zu müssen. Daraufhin erhielt ich c4, was mich sehr freute. Allerdings hatte ich nur die laut Computer zweitbeste Variante gesehen. Denoch konnte ich nach einigen eher seltsamen Berechnungen sicher sein mit Sxe5 die Wirkung der Läufer gut einzuschränken. In der Partie geschah: 1..Sxe5 2.Lxe5 Sxf4 3.Txf4 Dxd3 und nach einer Weile konnte ich meine Entwicklung beenden und mit dem Mehrbauern zum Gegenangriff übergehen.
Am Ende ergab sich:
Mike 2,5/7 +42DWZ
Sadko 3/7 -11 DWZ
ich 4/6 +9DWZ
Insgesamt handelte es sich um ein gutes Turnier in schöner Atmosphäre, aber das nächste Mal brauchen wir etwas mehr Losglück.
Sadko
Lieber Alv,
vielen Dank für den wieder schön ausführlichen Bericht!
Leider stimmt eine Sache nicht (mehr):
Der Mike und ich wurden bei der Auswertung übel "betrogen":
Die haben jenen Gegner aus CZ (der ne knappe 1900 Elo hat) gegen den wir 0,5 bzw. 1 Punkt geholt haben, nicht mit ebenjener ELO als DWZ-Berechungsgrundlage angesetzt, wie sonst immer üblich, sondern mit seiner beim Turnier gespielten Leistung (knappe 1400).
[Ist aber leider richtig, weil er ganz neu in einen Verein in Seiffen eingetreten ist.]
Dadurch macht Mike 8 DWZ weniger plus (nur +42^^) und ich sogar 31 weniger und verliere dadurch in Summe noch 11 Punkte! 🙁