6./7. Runde der Oberliga

Das Positive zuerst: Auch nach der letzten Doppelrunde der Oberliga besteht weiterhin realistische Hoffnung auf den Klassenerhalt; selbst das Liga-Orakel hat seine Prognose leicht zu unseren Gunsten korrigiert. Gleichwohl dominiert bei uns das Gefühl, dass wir eine (weitere) große Chance auf einen kleinen Befreiungsschlag verpasst haben. Zumindest ein Mannschaftspunkt mehr aus den beiden Runden hätte es sein sollen.

Denn schon das nach der Papierform klare und erwartbare 3:5 gegen die SG Löberitz hätte auch gut und gerne ein 4:4 sein können. Um das Pferd von hinten aufzuzäumen: Die Niederlage von Christian an Brett 3 resultierte daraus, dass er beim Stand von 3:4 gegen uns gezwungen war, die nach zäher Gegenwehr endlich ausgeglichene Stellung auf Gewinn zu behandeln - also in einem Zug wegzuschmeißen. Das wäre sicher nicht passiert, wenn wir vorher ein halbes Pünktchen mehr auf unser Konto gebracht hätten - und das war sehr gut möglich. An den Remisen von Giso, Carsten und Thomas gibt es aus unserer Sicht wenig zu deuteln. Im Falle von Carsten handelt es sich im Gegenteil um einen hart erkämpften Erfolg, denn wie jeder im Lande weiß, ist Norman Schütze gerade mit Weiß eine Macht. Nach der Papierform ist auch das Remis von Lars gegen Holger Pröhl unbedingt als Erfolg einzustufen. Nicht jedoch, wenn man seine zwischenzeitlich hoch überlegene Stellung gesehen hat. Auf eine andere Weise ärgerlich die Niederlage von Jörg, der in leicht schlechterer, aber bestimmt haltbarer Stellung durch Zeitüberschreitung verlor - weil die Uhr falsch eingestellt war und den Zeitbonus von 30 Sekunden nicht aufaddierte. Ebenfalls dumm meine Niederlage: Nachdem ich eine sehr ordentliche Stellung erreicht hatte, war ich mit dem ungefähren Ausgleich nach dem Normalzug nicht zufrieden und verschwendete mal wieder einen Großteil meines Zeitvorteils, um mich heillos zu verheddern und dann natürlich den falschen Zug zu spielen und kurz danach gar noch einen überlebenswichtigen Bauern einzustellen. Selbst die danach noch mal aufkommenden Schwindelchancen nutzte ich überaus suboptimal - leider ein gebrauchter Tag. Bleibt ein großes Lob an den Sieger des Tages Wolli - der mal wieder zeigte, wie stark er ist, wenn er erstmal den f-Bauern zwei Felder nach vorn geschoben hat.

War das schon ärgerlich, so trifft das in fast noch stärkerem Maße auf das 4:4 gegen den Abstiegskonkurrenten (?) USV Halle zu. Nachdem mein Gegner und ich beschlossen hatten, dass wir nicht austesten wollen, ob unsere Köpfe sich über Nacht schon ausreichend von der Frustration des Vortags erholt hatten, durfte ich das Ganze in voller Dosis als Zuschauer "genießen". Zunächst sah (fast) alles sehr gut aus - bis auf Christians Partie, der mit Weiß sehr früh einen falschen Abzweig nahm und freigebig Bauern unter das Volk streute. Langfristig soll das ja nicht besonders gut sein, insbesondere wenn es sich um Zentralbauern handelt. Da wurde dann auch mal laut mit dem Gedanke an eine baldige Kapitulation geliebäugelt. Auch Jörg war die Eröffnung ein wenig daneben gegangen und das gegnerische Läuferpaar und die offene Struktur zauberten Sorgenfalten auf mein Gesicht. Dafür stand Carsten bald sehr stark und auch Gisos Partie mit einer Qualität gegen einen Bauern bei nach meiner Einschätzung unzureichender Kompensation des Gegners machte einen sehr guten Eindruck. Bald machte auch die Partie von Thomas ein wenig Sorgen, dessen Springer am Rand in Ermangelung bespringbarer Felder für geraume Zeit als faktische Minusfigur auftrat. Er verteidigte das jedoch zäh und bald entstand ein Endspiel, das uns allen als klares Remis erschien. Es folgten Remisen aus der Position der Stärke durch Wolli und Lars, wobei letzterer wohl nach erster Analyse in der Schlussstellung die Chance ausließ, sich mit einem igeltypischen Vorstoß die Initiative zu sichern. Aber sei´s drum - der Rest sah zu diesem Zeitpunkt in der Summe gut genug aus. Umso mehr, als plötzlich Jörgs Springer zum Leben erwachen durfte und dem versammelten gegnerischen Läuferpaar eine Nase und damit die Partie drehte - ab da war es Einbahnstraßenfußball und ein klarer Sieg für Jörg (und hoffentlich ein Trost für das Unglück am Vortag). Auch bei Christian wurde es bald wieder gemischt - der Gegner hatte eine starke Gegenspielidee nicht unterbunden und die knapp werdende Zeit wurde nun zu einem Faktor. Leider hatte sich Thomas zwischenzeitlich zu einem scheinaktiven Bauernvorstoß entschieden, wonach sein Gegner wieder etwas hatte, worauf er spielen konnte. Das wäre nicht ganz so schlimm gewesen - wäre nicht Giso bei knapper Zeit in einen Konter seines Gegners gelaufen, der die Partie auf den Kopf stellte und der gegnerischen Mannschaft einen wichtigen vollen Zähler bescherte. Auf der anderen Seite konnte Carsten seine gute Stellung auf sehenswerte Weise verstärken und schließlich effektvoll unter Ausnutzung des Angriffspotentials ungleichfarbiger Läufer gewinnen. Sein erster Oberligasieg - und was für einer! Christian durfte zwischenzeitlich ohne Verletzung der Anstandsregeln Remis bieten - der Gegner hätte auch gern angenommen, durfte aber angesichts der unbefriedigenden Gesamtsituation seiner Mannschaft nicht. Schließlich mündete die Partie aber doch in eine Dauerschachschaukel - mal wieder ein großes Spektakel an Christians Brett mit einem glücklichen Ausgang. Also 4:3 für uns - aber leider sah die verbleibende Partie nicht mehr wirklich gut für uns aus, denn Thomas´ Gegner lavierte ihn mit schier überirdischer Geduld aus und ließ nicht das geringste Nervenzittern erkennen. Und so kam es, wie es kommen musste: Eine wirklich bittere Niederlage für Thomas, der seinen großartigen Kampf nicht belohnt sah und ein wichtiger Mannschaftspunkt, der uns im letzten Moment durch die Finger rutschte. Dabei soll nicht verkannt werden, dass wir an dem einen oder anderen Brett (also genau genommen an zweien 😉 ) ein wenig Glück auf unserer Seite hatten, sodass der Punkt für die Hallenser natürlich nicht unverdient war.

Nun gilt es alle Konzentration auf die verbleibenden schweren Kämpfe zu richten - wenn die Doppelrunde etwas gezeigt hat, dann dass die Mannschaft jederzeit das Potenzial hat, einen Big Point zu machen. Und das wird auch nötig sein....

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