Unterwegs zum südlichsten Turnier Europas – ein kleiner großer Nachtrag zu Griechenland…

Nachdem wir uns in den vergangenen Jahren darin sehr verdient gemacht haben, das Elo-Gefälle zwischen Ost- und Westeuropa ein wenig auszugleichen, wollten wir diesen Sommer entweder mal etwas nach Norden oder Süden vorfühlen. Im Gespräch waren dabei Finnland oder Spanien und eigentlich nicht ganz ernst gemeint auch Griechenland. Aber manchmal verselbstständigen sich die Dinge und schnell stand fest, dass Alv, Anton, Jakob und ich wieder einmal Lust hatten, durch Europa zu touren… Wir wollten nach Kreta fahren – richtig: Fahren.

Am Turnierort in Palaiochora: Wer findet uns?


Ich habe das Ganze als bebilderten Reisebericht geschrieben… aber… es sind knapp 10.000 Kilometer gewesen und über ein Dutzend Länder … also bringt etwas Zeit mit, bevor ihr auf weiterlesen klickt…

Vom 20. bis zum 27 Juli 2024 fand auf Kreta das „17th Paleochora Open“ in Palaiochora statt, einem kleinen Ort an der Südküste der Insel mit etwa 2000 Einwohnern und gefühlt doppelt so vielen Touristen. Mit über 250 Teilnehmern ist das Turnier eines der größten Griechenlands und zugleich das südlichste Turnier Europas.

Auch wenn wir in den letzten Jahren schon einige weite Touren durch Europa gemacht haben, sollten dieses Jahr die Maßstäbe neu gesetzt werden. Wir sind bereits am Donnerstag eine Woche vorher losgefahren, um nach 8 Tagen, am darauffolgenden Freitag auf Kreta „entspannt“ anzukommen …
Nachfolgend ein paar Eindrücke des Weges:

 

Die Hinreise:
Unser Weg führte uns zunächst von Leipzig mit einem Abstecher über Tschechien nach Bayern und Österreich:

Kurze Pause auf der Edelweißspitze am Großglockner-Massiv.

 

Kroatien: Am zweiten Tag ist schon zum ersten Mal das Mittelmeer in Sicht. Kann ja dann nicht mehr so weit sein bis nach Kreta… oder?

 

Und auch wenn es bereits spät am Abend war, bekamen wir an der Dalmatinischen Küste bereits unseren ersten Vorgeschmack auf die erdrückende Passat-Hitze, in deren Innerstes wir in den nächsten Wochen vorstoßen würden…

 

Sehr sehenswert ist die alte Militärbasis bei Zeljava. Vor allem: die kilometerlange labyrinthähnliche Flugzeugkaverne ist frei begeh- (und befahrbar) ^^ … wo gibt’s denn sonst noch so etwas auf der Welt?!

 

Hier aus dem tiefen Inneren der obigen Kaverne – man sieht nicht viel, außer, dass Anton wohl zu viel The Walking Dead geschaut hat ^^

 

Wieder draußen: Kann schon Spaß machen, mal auf einer alten Flugzeuglandebahn richtig durchzustarten…

 

Pilot spielen …

 

Pilot Anton

 

Genug vom Militär! Das sind echt traumhaft schöne Landschaften in Südkroatien. Und auch die Straßen wurden bereits etwas abenteuerlicher…

 

Irgendetwas sollte ich zeigen. Weiß aber nicht mehr, was ^^

 

So kennt man das schöne Kroatien… Die ersten 1500 Kilometer sind bereits nach knapp drei Tagen geschafft.

 

Willkommen in Königsmund, ähm ich meine Dubrovnik. Eigentlich wollten wir einen Rundgang oben auf der Stadtmauer machen, aber irgendwie war die Zeit wieder einmal zu schnell vorangeschritten und bei einem Eintritt von 35 Euro pro Person nur fürs Laufen auf einer Stadtmauer … in Vollsonne bei fast 40°C … ganz ehrlich … nee, dann laufen wir lieber noch ein bisschen unten durch die Stadt - umsonst:

 

Hinter Dubrovnik ist gleich die Kroatische Südgrenze zu Montenegro und man kann sagen, dass ab hier das „Abenteuer“ beginnt… auch nach Albanien sind es kaum noch 200 Kilometer… doch dann kommt ein 5-stündiger Grenzstau, der uns ziemlich einen Strich durch die Rechnung gemacht hat… 

 

… nun ist Warten angesagt … aber Anton findet beim Fußballspielen schnell eine begeisterte neue Freundin ^^

 

Endlich angekommen in Albanien:

Chaotische Zustände beim Fahren auf die Koman-Fähre – die wir aber nur empfehlen können für alle, die jemals planen, nach Albanien zu reisen!

 

Endlich geht es los! 3 Stunden die Auto-Flussfähre rein ins albanische Landesinnere…

Auch der Herr vor uns scheint die Fahrt sichtlich zu genießen…

 

Wir waren zum Glück rechtzeitig da und haben praktisch den besten Platz auf der Fähre ergattert^^

 

Die Albaner sind echte Tetris-Meister … Ja, das da vorne rechts ist unser Auto…

Bald da…

 

Im Hinterland: Am Nachmittag auf einer Albanischen Hauptstraße…

 

Auch die Brücken sind … naja … durchaus „ungewohnt“… Nix für ungeübte Abenteurer! Aber zu denen zählen wir nicht … 😉

 

Manchmal sind die Jungs vorweggegangen, um nach losen Brettern und Nägeln (!) Ausschau zu halten und haben mich vorbeigelotst. Danke. Hat alles super geklappt!

 

Hey, wen haben wir denn da? Eine kleine Griechin!

 

Hier krabbelt sie gerade die Böschung rauf. Findet ihr sie? Wir beobachten das Ganze noch ein wenig, bevor es weitergeht.

 

Wir kommen des Weges an vielen entlegenen Dörfern vorbei und nachdem wir für die letzten 80 Kilometer fast vier Stunden gebraucht haben und es kurz nach 20 Uhr bereits stockdunkel ist … freuen wir uns über eine gemütliche Gaststätte am Wegesrand. Es gibt keine Karte. Gegessen wird das, was eben grade da ist und für Gäste auf den Tisch kommt: Das Gemüse kommt aus dem Dorf und den Fisch haben sie vor unseren Augen frisch gefangen und zubereitet:

Wunderschön – super lecker – und das alles für nur eine Handvoll Albanische Lek.

 

Auch nachts sind unsere Streckenkontrolleure unterwegs…

 

Traumhafte Panoramen: Links und rechts des Weges am nächsten Morgen …

 

… und immer weiter nach Süden …

 

Manchmal kam es einem deutlich heißer vor…

 

Man gewöhnt sich langsam …

 

Und auch das passierte mehr als ein Mal …

 

Echt süß, oder?

 

Im Tal fährt es sich noch sehr entspannt…

… aber die Straße wird mit zunehmender Höhe immer schlechter. Der wohl abenteuerlichste Teil der Fahrt sollte eine 47 Kilometer lange Passstraße sein:

Die Passstraße war Teil der alten Via Egnatia, die bereits von den Römern gebaut wurde – und seitdem offensichtlich nicht mehr instandgesetzt wurde ... Jakob und Anton haben – ich glaube Tonnen – an gefährlichen Steinen aus dem Weg geräumt. Und so den Weg überhaupt erst passierbar gemacht: Denn, wenn ein Stein die Ölwanne aufschlagen würde … dann wär‘s das gewesen.

 

Unterwegs im Gebirge, auf ca. 1700 Metern Höhe findet Anton beim Vorauskundschaften dann bald eine durchaus … verdächtige … Spur… vor uns auf der Straße und kommt wie aus dem Häuschen völlig aufgebracht zurückgerannt …

„HIER SIND BÄRENSPUREN!!!“ Ich hab es Anton erst nicht geglaubt. Erst als ich das gesehen habe. Dann wurde zugegeben auch mir etwas mulmig… vor allem, weil wir auf der Passstraße nur selten mit über 5 km/h fahren konnten…

 

Aber wir haben Meister Petz nicht persönlich getroffen… Nach Stunden dann endlich, es ist inzwischen Abend: Das erste Dorf ist wieder in Sicht!

Und auch die Straße wird wieder besser! Anton kundschaftet sicherheitshalber aber immer noch ab.

 

Ohje - das war … abenteuerlich … auch für unser durchaus „erprobtes“ Auto ^^

 

Anton ist wieder mal schon vorausgelaufen … und photographiert uns beim Einfahren ^^

 

Es wird zeitig dunkel. Aber…

 

… Griechenland kommt schon in Sichtweite: Der hohe Bergrücken im Hintergrund.

 

Hab ich mir das nur eingebildet? Oder war da eben ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht des Packeseltreibers, als er uns überholt hat?

 

Unten im Tal suchen wir uns noch etwas zu essen, uns wird ein Zelt vor der Wiese der Taverne angeboten. Ein Dorf weiterer unten im Tal finden wir dann aber noch eine Unterkunft mit Dusche und echten Betten. Am nächsten Früh geht es weiter, es ist ja nicht mehr weit bis zur Grenze.

Das musste ich einfach mal festhalten… Sorry, Jungs!

 

Endlich in Hellas!!

 

… und (endlich) wieder super Straßen…

 

Die Vikos-Schlucht im Norden Griechenlands ist die tiefste Schlucht der Welt – und für uns natürlich ein Muss!

 

Jakob ist mutig.

 

Bis zur Küste ist es noch ein Stück...

 

Typische Landschaften…

 

Nanu?

 

Irgendwo im Pindos-Gebirge … aber im Vergleich mit den albanischen Passstraßen ist das hier in Griechenland ein Klacks^^

 

Die Geschichte zu diesem Bild ist zu lang und fast zu peinlich um sie hier zu schreiben… Naja zumindest so viel: … nicht nur in Albanien, auch in Griechenland musste man bisweilen aussteigen und ein bisschen „nach der Straße suchen“… denn dieser Weg landete plötzlich im Flussbett. Im Hintergrund haben wir die gesuchte Straße dann in Form einer „Brücke“ gefunden (es war ein unkenntlicher Abzweig von der Straße) … und natürlich ging das nur von Antons Position aus und nicht vom Ufer wo Jakob steht. Und wie kommt man jetzt trockenen Fußes zurück??

 

Die letzten 200 Kilometer bis Athen… und zur Fähre nach Kreta. Unten im Tal ist ein verträumtes Bergdorf. Wir kommen in die Dorftaverne und alle fangen gleich an zu munkeln... aber das sind wir ja schon gewohnt ^^

 

Griechenland ist schon echt schön!

 

Am nächsten Morgen geht’s auf die Fähre. Hier nochmal ein Blick über den Hafen von Piräus vorm Ablegen:

Und ab auf die Insel! 😊

 

Auf Kreta:

Gleich am nächsten Nachmittag begann das Turnier. Gespielt wurde es in der örtlichen Dorfschule von Palaiochora, praktisch direkt am Strand!

Über 270 Schachspieler aus aller Herren Länder waren angereist, um an acht Tagen neun Partien Schach zu spielen. Zwar waren unter ihnen vier Großmeister und zahlreiche Internationale und Fide-Meister, aber es gab insgesamt dennoch ein recht breit aufgefächertes Teilnehmerfeld und auch eine große separate B-Gruppe für alle unter 1850 Elo.

Aber alle hatten einen nicht zu unterschätzenden Gegner: Die Hitze. Nebeneffekt war, dass die Partien erst abends begannen, wenn es zumindest auf angenehme 30 Grad abgekühlt war. So konnte man tagsüber aber auch noch einiges unternehmen.


Runde 1
Das Turnier begann zunächst normal. Alv, Anton und ich waren unterhalb der der Hälfte gesetzt und hatten somit stärkere Gegner. Kurz: Recht schnell gingen die Partien gemäß Erwartung aus. Jakob spielte gegen ein kleines griechisches Mädchen. Weniger die Partie war das Problem, sondern eher erstmal das Spiellokal zu finden, denn die B-Gruppe hatte aufgrund der Menge an Teilnehmern kurzfristig ein Ausweichlokal im Dorfzentrum neben der Kirche bezogen, das ein paar hundert Meter Fußweg entfernt war. Zumindest Jakob gewann seine Partie. Abends ging es dann an die benachbarte Promenade gemütlich essen:

Alv im Sommer-Look: Abends an der Promenade.

 

Runde 2 +3
Der zweite Tag brachte uns gleich die einzige Doppelrunde des Turniers. Bei noch angenehmen 35°C ging es früh 10 Uhr los mit der ersten Runde des Tages. Anton bekam eine gleichaltrige Griechin als Gegnerin, deren Hausnummer allerdings knapp 200 Punkte weiter oben lag. Er stemmte sich lange Zeit typisch mit seinem Caro-Kann dagegen, geriet dann allerdings in einen Mattangriff kurz vorm Vierzigsten. Auch Alv spielte gegen eine 16-jährige Inderin und allen hämischen Erwartungen im Vorfeld zum Trotz, gelang es ihm sehr schnell und deutlich zu gewinnen. Jakob spielte weit vorne gegen eine junge Armenierin, die am Ende mit 78 Elo Plus aus dem Turnier ging und fast 1900er Niveau gespielt hat und übersah im Mittelspiel eine Fesslung, die Figur und Partie kostete. Jedenfalls erfuhren die meisten von uns hier schon am eigenen Leib, dass das Turnier wieder einmal außerordentlich jung besetzt war. Na das konnte ja noch heiter werden… Mein Gegner, Mick Tobor, spielte zwar unter deutscher Flagge, war aber Aussiedler und eine interessante Persönlichkeit. Nach langem Kampf einigten wir uns auf Remis.

Nach seinem Null-aus-Zwei-Auftakt hatte Anton nun abends auch das Problem, weit runtergelost zu werden und inzwischen in einem Raum spielen zu müssen, wo die Klimaanlage (die nebenbei bemerkt in jedem Raum stets überlastet war) gar nicht mehr funktionierte. Dort hatten sie mal wieder die hintersten Bretter hingesteckt… Dankenswerterweise gab es aber überall umsonst Samaria-Wasser-Flaschen die sich jeder aus der großen Kühltruhe nach Bedarf nehmen durfte. Anton hatte nun eine noch jüngere Gegnerin als Gegner und konnte bald endlich seinen ersten Punkt erringen und somit auch „ins Turnier finden“.

Anton kämpft sich zurück ins Turnier

 

Alv spielte gegen einen 19-jährigen Griechen mit deutlich über 2000 Elo... Wie sich später herausstellen sollte, war dieser damit schon einer der ältesten Gegner, die Alv in den 9 Runden bekommen sollte… noch Fragen? ^^

Jakob spielte mal wieder gegen ein kleines Mädchen. Hier war allerdings Sammeln angesagt. Er kam dadurch erneut ein paar Bretter nach oben und damit für die nächste Runde ins Hauptturnierlokal.

Die Zeit drumrum verbrachten wir übrigens entweder so:

Am Strand vorm Turnierort

 

Oder so:

… wandernd …

 

… in immerwährender Hitze.

 

Runde 4

Vor der Runde: Eine typische Szene aus einer Bergtaverne:

Und sie hatten es wirklich wieder einmal geschafft: Da fährt man ans andere Ende Europas, zu einem Turnier mit über 128 Teilnehmern allein in der A-Gruppe und zielsicher, praktisch bei erster Gelegenheit, lautete die Ansetzung für die vierte Runde Alv vs. Anton. Alv war bereits unter Erwartungswert und eigentlich darauf bedacht, diesen wieder auszugleichen, aber auf ausgerechnet Antons Kosten? Nein. Dennoch spielten beide eine 38-Züge lange Partie. Am Ende bot „Alv Alvermann“ (so zumindest die Notation auf Antons Partieformular… ^^) Remis. Gut so.

Ich bekam einen ausgesprochen freundlichen Italiener als Gegner, der etwa gleichstark war. Am Ende einigten wir uns auf Remis. Das zweite Schwarzremis. Nicht gerade meine Welt, aber okay, mit Remis kann man leben.

Jakob spielte ja schon sehr weit vorne inzwischen, an Brett 13 (und die B Gruppe war noch größer als die A-Gruppe…) und gewann schön mit Katalanisch gegen eine 1759!

 

Nur Jakob ist auf dem Weg nach (ganz) vorne.

 

Runde 5
Mit Runde 5 war bereits das Bergfest angebrochen. Allerdings gab es für uns hier nicht gerade viel zu feiern: Am Ende hatten wir einen Audi - und mit 0 aus 4 die verheerendste Runde im gesamten Turnierverlauf. Und das sollte für den Tag noch nicht alles sein…

 

Abends nach dem Parken in einer dunklen Seitengasse… Man muss sagen - saubere Arbeit, oder? Was wir nicht verstanden haben: Eigentlich hatte heute keiner von uns seinem Gegner einen "Grund" dafür gegeben… ^^

 

Hmm… naja – wer auch immer uns hier wohl ein bisschen ärgern wollte – keine Chance! Denn: Sowohl im Reifendienst-Suchen als auch im Notrad-Dranmachen waren wir bereits absolut geübt …

 

Runde 6
Neuer Tag, neue Reifen, neue Gegner, neue Motivation. Jakob wollte seine Niederlage aus der letzten Runde wieder ausgleichen, erwischte aber einen deutschen Urlauber als Gegner, der zwar keine Elo besaß aber am Ende gleichmal mit 5 (!) Punkten das Turnier abschloss. Nebenbei bemerkt: Dieser „Urlauber“ war der ehemalige Landeschef der AfD Nordrhein-Westfalen, Dr. Alexander Dilger.

Alv musste am Ende unglücklich Remis machen. Bei Anton lautete das Ergebnis zwar ebenfalls remis, allerdings nach 40 Zügen. Damit die rechte der drei Spalten im Partieformular aber nicht so leer aussieht, wurde sie noch mit „Da ist was ganz falsch!“ querversehen. Bezieht sich das nun auf die Notation oder die Partie an sich? 😉

Auch bei mir sah es nicht anders aus. Wieder nur remis! Ein bisschen ärgerte ich mich schon. Nach 6 Runden hatte ich alle Weißpartien verloren, dafür zwar keine Schwarzpartie, aber eben auch noch keinen Sieg. Gut, es waren fast immer stärkere Gegner, aber trotzdem war das irgendwie doof…

Für den Abend - besser gesagt die Nacht - war auf der Haupt-Dorfstraße ein Mitternachts-Blitzturnier angekündigt. Die Versuchung, nach einem langen Tag schlicht gemütlich einkehren zu gehen war durchaus stark... Naja aber ihr kennt uns ja...

 

… solche Events muss man doch mitnehmen! Irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr nachts waren wir - in dreifacher Hinsicht – fertig. Anders als die Kinder neben uns 😉

 

Naa, wer findet uns vier?

 

Runde 7
Am nächsten Tag nahmen wir nochmal alle Kräfte zusammen. Keiner von uns drei A-Turnierlern hatte Lust, sich am Tabellenboden verdichten zu lassen. Es wurde Zeit! Mir gelang endlich mal ein weißer Sieg gegen eine junge Rumänin. Die beiden Remiskönige Alv und Anton freuten sich mehr oder weniger über weitere Remisen.

Nein, Spaß. Alv war nicht wirklich zufrieden, aber Remis ist keine Niederlage und manchmal läuft es eben nicht.

 

Für Jakob lief es besser; er konnte seinen inzwischen vierten Sieg einfahren.

Indessen blieb auch etwas Zeit, um einige Strände und aber auch kulturhistorische Orte auf der Insel abzuklappern. Für Antike- und Mythologie-Fans durfte dabei der Berg Ida und Knossos nicht fehlen.

 

Am Berg Ida: Hier in dieser Höhle wurde nämlich unser Göttervater Zeus geboren.

 

Und hier unten ist er groß geworden... soooo groß! (Jakob) 😊

 

Auch nach Knossos musste man natürlich mal einen kleinen Abstecher machen.

 

Am Ende gab’s hier aber nicht sooo viel zu sehen.

 

Und irgendwie war immer die Zeit knapp!! Naja, 500 Kilometer-Touren sind eben schwierig, wenn man abends noch einen wichtigen Termin hat 😉

 

Runde 8
Nun war das Dilemma da: Alv hatte seine zweite vereinsinterne Paarung abbekommen: Diesmal gegen mich. Verdammte Axt. Wie auch bei früheren Turnieren war Alv dankenswerterweise bereit, Remis zu machen. Froh war ich dennoch, als ich mit 12. Sf1 und Alvs typischem königsindischen Springer-Angriffs-Beginn tatsächlich Remis geboten bekam … es war zwar noch 0,0 … aber … naja… hab da so meine Erfahrungen…

Anton spielte seinerseits gegen meinen Gegner aus Runde 6, eine jugendliche Achtzehnhundert und war mit dem Remis mit Schwarz am Ende gar nicht so unzufrieden. War natürlich voll gewonnen vorher … 😉

 

Hier war auch schon voll gewonnen!^^ Anton J. Allmendinger vs. Immanouel Temetzian

 

Jakob war bis dato der einzige von uns bei dem es mal wieder wirklich lief. In dieser Runde erwischte es ihn aber kalt und seine wahrscheinlich ärgerlichste Niederlage in diesem Turnier war die Folge.

 

Hier traf er auf seine Meisterin: Maria Eirini Vergini vs. Jakob Lange


Runde 9
Ich sage immer, die letzten Runden sind die entscheidenden für ein Turnier (und dessen Auswertung), ganz besonders die letzte Runde. Ach was wir da schon für Abende mit der Diskussion darüber gefüllt haben … Naja jedenfalls wollten wir alle nochmal alles geben.

Anton und Ich bekamen beide stärkere Gegner, aber keiner von uns brauchte mehr als 29 Züge, um unseren Gegnern nochmal gehörig eins drüberzubügeln. Auch Alv konnte nochmal zeigen, was in ihm steckt und gewann bald und auch unser Jakob konnte das Turnier versöhnlich mit einem Remis beenden.

Na geht doch! Nochmal drei Siege und ein Remis; ist doch gar nicht so schlecht! Damit konnten wir die Ruder nochmal ein bisschen rumreißen.

Am Ende verliert Alv zwar 24 Elo, aber das hätte zeitweilens auch deutlich schlimmer kommen können. Jakob macht trotz eines super Starts eine Rote Null – hmm… Siege gegen Elo-lose zählen eben nicht für die Auswertung… Meinereiner knabbert sich mühevoll 12 Elo-Punkte an, worüber Anton natürlich nur schmunzeln kann: Hier werden einfach mal ganze 52 Elopunkte zugelegt! Sauber!

Insgesamt haben wir also ein gutes Plus gemacht. Das entspricht zwar noch nicht wirklich unseren einstigen Investitionen in Polen… und andernorts im Osten aus den vergangenen Jahren, aber durch Anton haben wir dieses Mal zumindest 34 Elo-Punkte zurück nach Deutschland geholt. Gut, dann dürfen wir uns auch wieder zurück nach Hause trauen...

Doch davor musste es aber unbedingt nochmal an den benachbarten Elafonisi-Strand gehen:

Wer mal nach Kreta kommt, sollte unbedingt den Elafonisi-Strand besuchen…

 

Schon der zehntausend-stufige Abstieg dort hinunter ist eine Nummer für sich!

 

… und übrigens auch der Aufstieg! Ganz schlau wollte ich für alle den Satz des Pythagoras beweisen und eine „Abkürzung“ querfeldein nehmen. Ergebnis: Der Satz des Pythagoras stimmt gar nicht!

 

Die Rückreise:
Ja, Kreta ist fast der südlichste Punkt Europas. Aber nur fast. Es gibt noch eine kleine Insel namens Gavdos, die einige Fährstunden weiter südlich liegt und extrem abgelegen ist. Und wenn man einmal so nah am echten südlichsten Punkt Europas ist, dann muss man das doch einfach mitnehmen! Oder? Also begann unsere Rückreisetour natürlich erstmal mit einem Abstecher in die Gegenrichtung: Nämlich noch weiter nach Süden…

Alvs Hut.

 

Gavdos ist schon in Sichtweite!

 

Blick von Gavdos aus zurück nach Kreta. Hier auf Gavdos gibt es keine Tankstelle, dafür aber einige kleine Tavernen und traumhaft schöne Strände, die auch im Hochsommer nahezu menschenunberührt sind. Absolut empfehlenswert.

 

Eine kleine Piste bringt uns bis 4 Kilometer vor den südlichsten Punkt Europas. Dann muss Auto tapfer warten und wir tapfer laufen:

 

Ein schöner, aber langer Abstieg beginnt…

 

unterwegs ...

 

Man sieht es nicht – aber es war sauheiß und echt mega anstrengend.

 

Unterwegs kommen wir an Ruinen aus alter Zeit vorbei...

 

Endlich! Den Strand haben wir schon erreicht…

 

Dort hinten das Ziel!!! Auf der unterhöhlten Landzunge steht ein großer Holzthron, der den (echten) südlichsten Punkt Europas markiert: 34°48‘ Nord, 24°07‘ Ost.

 

Wir warten … kurz vorm Erreichen des Zieles… denn dort hinten… auf dem Holzthron … haben sich zwei junge (und hübsche) Frauen im "Evakostüm" zum Posieren / Photographieren eingerichtet … die sich wohl dachten: … abgelegene Insel … abgelegener Ort auf abgelegener Insel … hier stört uns keiner … und dann tauchen da doch plötzlich vier Schachspieler aus dem Nichts auf. Wir wollten den Anstand wahren… wollten... 

 

Anton hat sich wohl gleich mal inspirieren lassen…

 

... und nicht nur Anton… ^^

 

Ja, manchmal kommt dann doch ein bisschen der Geograph durch…

 

Hmmm… genau … dort … ist Afrika! 

 

Jakob, musste das sein?!

 

Natürlich haben wir uns das nicht nehmen lassen, nochmal eine kleine Schwimm- und Tauchtour um die Südspitze Europas drumrum zu machen und natürlich durch den Tunnel zu schwimmen, es hat am Ende aber irgendwie fast 2 Stunden gedauert… bis wir wieder am Ufer waren. Und dann noch der ewige Rückmarsch…

 

Wird schon wieder dunkel: Wir müssen zurück...

 

Guckguck…

 

Am nächsten Morgen, noch auf der Insel Gavdos: Frühstück. Was wir nicht wissen ist, dass die Bäuerin, die uns hier beköstigt, die Fährwärterin ist, die wir nachher beim Zurückfahren nach Kreta wiedertreffen werden… Sie meinte, lasst euch ruhig Zeit, mein Mann wird euch bedienen… aber sie müsse nämlich schonmal los… zum Hafen… denn da geht bald die Fähre … aber wir hätten ja Zeit… Was sie nicht wusste war, dass wir eigentlich auch diese Fähre schaffen mussten … naja irgendwie hat es wieder einmal geklappt… und wir mussten alle lachen, als wir uns am Hafen wiedergetroffen haben.

 

Zurück nach Kreta

 

Auf Kreta haben wir dann noch ein paar Stunden Zeit, bevor es zurück nach Athen geht. Unterwegs kommen wir am „War-Museum“ der Insel vorbei. Wer uns kennt, weiß, dass wir hier nicht einfach vorbeifahren können. Ein echter Geheimtipp – mit übrigens schönem Souvenirlädchen dran.

 

Auf der wohl x-ten Fähre…

 

Wieder auf dem Festland: Noch einen Abstecher zur Akropolis…

 

Beweisbild: Wir waren oben.

 

Das dauert wirklich, Griechenland wieder zu verlassen: Überall eine Unesco-Welterbestätte nach der anderen. Da braucht man wirklich ewig, bis man die nördliche Grenze erreicht hat. Denn es gibt so viel anzuschauen! Hier das große Amphitheater von Epidauros in der Nähe von Mykene…

 

… oder besser „auf“ Mykene ?

 

Unterwegs gibt es immer mal wieder verbrannte Waldstriche.

 

Und natürlich führen alle Wege in Griechenland am Orakel von Delphi vorbei.

 

Der Blick von oben ins abendliche Tal. Echt verdammt schön!

 

Wie schafft ihr das bloß, ohne aus der Puste zu sein?

 

Ein interessanter altgriechischer Text! Hier haben die Griechen in antiker Zeit mit 300 Spartanern (und 700 Thespiai) bei den Thermopylen die Perser besiegt.

 

Inzwischen sind wir schon 5 Tage unterwegs seit Kreta… und müssen in 3 Tagen zu Hause sein… und stecken immer noch in Griechenland! Aber immerhin schon im äußersten Norden des Landes bei Meteora. Nun, dieser Tag sollte es noch in sich haben... Hier ist aber noch alles gut: der Blick morgens beim Frühstück im Hotel auf der Terrasse auf die untenliegende Stadt:

Das Wort „meteoros“ heißt „emporgehoben“. Wenn man die Lage der Klöster im Hintergrund sieht, wundert einen nicht mehr, dass diese den Namen Meteora-Klöster tragen. Daher kommt übrigens auch „Meteorit“ und „Meteorologie“…

 

Eines der schönsten Klöster hatte, als wir da waren, sogar geöffnet.

 

Die orthodoxen Mönche stießen sich etwas an Antons Mode und wollten ihn lieber in diesen schneidigen Hosen sehen.

 

Triumphator Alv

 

Huch! Vorsicht! ^^

 

Eine Brücke aus osmanischer Zeit. Leider darf man über die nicht drüberfahren.

 

Die letzte griechische Taverne vor der albanischen Grenze. Wir mussten dann eigentlich nur noch ein kleines Stück durch Albanien bis zur Fähre nach Italien und hatten für die 110 Kilometer Durchfahrt durch Albanien knapp 6 Stunden eingeplant…

 

Bisschen Geocaching nebenbei: Jakob prüft hier mit dem GPS seiner Uhr das Überschreiten des 40. Breitengrades …

 

In einer gemütlichen albanischen Dorftaverne. Die haben echt leckere Limos!

 

Hier ahnen wir noch nicht, was nachher noch auf uns zukommen wird. Der Plan ist im Moment noch: Wir müssen die Fähre in Vlora nach Italien rüber schaffen. Wir haben noch 4 Stunden Zeit. Und bis zur Küste sind es nur noch 40 Kilometer Bergabfahrt runter. Eigentlich entspannt … 

Doch dann kommt es anders... 

 

Direkt vor uns: Feuer auf der einzigen Passstraße runter zur Küste (und zur Fähre nach Italien). Bald brennen immer mehr Felder und Bergwälder um uns rum…

 

Überall stehen plötzlich Flammen, bald schon unmittelbar an der Straße. Bevor eine Möglichkeit besteht, dass die Flammen uns einschließen können, beschließen wir umzukehren. Vielleicht hätten wir es geschafft, aber nichts in der Welt war uns dieses Risiko wert. Auf dem Rückweg kommt uns nun endlich übrigens auch die Polizei entgegen, um die Straße abzusperren. Viel zu spät! 

 

Die Fähre nach Italien und damit auch die weitere Reiseplanung war nun mit einem Mal über den Haufen geworfen worden. Aber so ist es halt nunmal auf großen Reisen. Ständig passieren unvorhergesehene Dinge. Wir fassen den Entschluss, den Rückweg nach Deutschland über den Balkan zu starten und Autobahnen zu fahren, um die wir die ganze Reise bisher einen großen Bogen gemacht hatten, weil man auf Autobahnen weder Land noch Leute kennenlernt und alles stressig und dröge ist. Nun war aber schon Freitag. Nur über die Autobahnen besteht noch die Chance, es rechtzeitig bis Sonntag Abend zurück nach Deutschland zu schaffen. 

Nun, zumindest kulinarisch hatten wir noch ein, zwei Abenteuer…

 

Ansonsten ist über Mazedonien und Serbien eher wenig zu sagen, wir waren halt meist auf der Autobahn. Aber unsere Jungs haben sich auch gut arrangiert und meist für ordentlich Unterhaltung gesorgt:

 

 

In Ungarn erreicht man wieder die Zivilisation…

 

Hallo, Viktor! ...

 

In Budapest hat uns Alv ein wunderschönes Cafe rausgesucht. Cafe Gerbeaud: Eines der größten und traditionsreichsten (Schach-)Kaffeehäuser aus der „k.u.k.-Zeit“:

von außen ...

 

... und von innen ...

 

Fragt bitte nicht, wie teuer es war. Aber es war in jedem Fall doppelt so lecker!

 

Hurra! Wir sind wieder da! Naja fast...

 

Tschechien: Die letzte Rast: Mittags, an einem denkwürdigen Ort: Hier in Pardubice begannen einst unsere (größeren) Schach-Reisetouren. Schön war‘s!

 

Vielen Dank fürs Lesen! 😊

 

2 Gedanken zu “Unterwegs zum südlichsten Turnier Europas – ein kleiner großer Nachtrag zu Griechenland…

  1. Sven

    Was für ein Bericht, ein Wunder, dass die Homepage nicht geplatzt ist 😉

    Wäre doch glatt mal was für einen Dia-Abend am Freitag ...

    Antwort

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