Corona? Kann unsere Erste nicht aufhalten.

Nach einer Ewigkeit passierte am vergangenen Wochenende etwas, von dem ich zumindest vor einigen Monaten noch glaubte, es dieses Jahr nicht mehr mitzuerleben: Punktspiel!


Am 20.09.2020 verschlug es unsere Erste zur dritten Mannschaft von USV TU Dresden, die ihre zweite Mannschaft in ihrem Aufstiegskampf gegen uns unterstützen wollte. Da Grischan und Giso (Gute Besserung an dieser Stelle!) nicht mit am Start waren, musste sich Lars mit Alv und meiner Wenigkeit begnügen. 
Angekommen im Dresdner Bootshaus mit herrlichem Blick auf die Elbe standen erstmal Corona-Belehrungen, Maske und Anwesenheitsliste auf dem Programm, bevor wir zum Kerngeschäft kamen. 

Frank "machte mal wieder den Frank" (Zitat Lars R. - 2020) und tauchte ein paar Minuten später im Spiellokal auf. Das machte aber im Prinzip auch nichts, weil Franks Gegner dieses Vorgehen ad absurdum führte und an jenem Sonntag gar nicht auftauchte. 1-0 für uns schon nach einer Stunde.

Alv und ich einigten uns auf die Verteilung, dass er an Brett 7 mit Weiß spielt und ich an Brett 8 die Bewegungen der schwarzen Steine raten durfte. Die perfekte Gelegenheit für mich, mal etwas neues auszuprobieren. So ereignete es sich, dass sich mein c-Bauer auf 1.e4 besonders motiviert zeigte und es (anders als vorher) sogar bis nach c5 schaffte. Es entstand eine etwas ungewohnte Sizi-Stellung, bei der ich mich hier (siehe Diagramm) schon auf das Springeropfer freute. Nachdem ich zehn Minuten meiner Zeit investiert hatte, sah ich dann allerdings davon ab, um nach 16.Sa4 erstmal 16...La7 zu ziehen. Nach dem weißen Fehlgriff 17.c4?? kam dann aber wirklich 17...Sxe5!. Ich lasse euch mal wie immer knobeln, wo der Unterschied liegt.

In der Zwischenzeit sah es an den anderen Brettern ganz gut aus. Alv "opferte" einen Bauern, um wenig später nach einigen Fehltritten seines Gegners eine Qualität zu gewinnen. Lars und Wolli gingen zunächst auf Bauernjagd, während bei Thomas wahrscheinlich (!) relativ wenig los war. Carsten spielte mit Weiß gegen eine Caro-Variante und erreichte zunächst eine solide Stellung. Fadi stand (basierend auf meinem 10 Sekunden Urteil) äußerst wacklig und gab wenig später die Qualität her. 

Nachdem ich nun also einen Bauern mehr hatte, musste ich noch rausbekommen, wie ich meine Figuren flott bekomme. Mein Gegner hatte neben dem Minusbauern auch noch das Problem der Königssicherheit, die er auch in der Partie nicht mehr richtig gelöst bekam. Ohne allzu weit ins Detail gehen zu wollen, ergab sich ca. zwanzig Züge später diese Stellung hier:

An dieser Stelle sah ich nach 36.Ta1 den forcierten Figurengewinn und spielte ihn nicht. Anstatt 36...Txc5 37.Txa3 Te3+ nebst 38...Texc3 -+ wollte ich mir erst noch den b4 genehmigen, bevor ich die Figur gewann. Abgesehen, dass ich die Figur nicht gewann, weil mir ein Tempo fehlte. Aber auch mit drei Bauern mehr gewann ich die Partie letztendlich ohne große Komplikationen in Zug 49. 

In der Zwischenzeit waren die meisten Partien schon beendet. Fadi konnte für den Qualitätsunterschied keine Kompensation nachweisen und verlor leider. Bei Thomas kam ich in der Zwischenzeit nicht nochmal vorbei, aber ich gehe davon aus, dass die Partie in einem soliden Remis endete, wobei die Betonung hier auf "solide" liegt. Lars und Wolli konnten ihre Vorteile in Gewinne umwandeln: Wolli nahm seinem Gegner einfach alles weg und hatte am Ende vier Bauern mehr. Lars konvertierte seinen Vorteil in ein Endspiel, wo er mit Läuferpaar und Turm das Turmpaar seines Gegners niederrang. 

Ein ganz besonderer Glückwunsch geht an dieser Stelle an Carsten, der sein erstes Punktspiel seit Februar 2019 (Angaben ohne Gewähr) gewinnen konnte. Sein Gegner erwies sich als äußerst hilfreich als er einfach seine Zeit auslaufen ließ. 
Ziemlich unerwartet spielte Alv tatsächlich die längste Partie des Tages. Nach seinem Qualitätsgewinn hatte Alv irgendwann sogar einen ganzen Turm mehr, sah sich allerdings einer Armee aus Bauern gegenüber, die auf seinen König zurollte. Nachdem er einigen Fallen aus dem Weg gehen musste, beendete er die Partie mit einem schönen Turmopfer, das erstens nicht angenommen werden konnte und zweitens das durch die Bauern zu Stande gekommene Gegenspiel komplett vernichtete. 
Besonders loben möchte ich Alv an dieser Stelle noch dafür, dass er zwischendrin eine dreifache Stellungswiederholung ablehnte und in der Partie auch nicht ein einziges Mal Remis geboten hat.

Am Ende gewann die Erste grundsolide mit 6.5-1.5 gegen USV TU Dresden III. Für die zweite Mannschaft der Dresdner lief es (auch völlig unerwartet) nicht wirklich besser, denn sie unterlagen unseren Freunden von SG IV nach regeltechnischem Hick-Hack letztendlich mit 2.5-5.5. Am Spiellokal kann es eigentlich nicht gelegen haben.

Mal sehen, was Coswig in ihrem Nachholspiel gegen Grün-Weiß Dresden II reißt. Die Erste festigt durch ihren Sieg und die Niederlage von USV II auf jeden Fall erstmal Platz 1 und hat nach wie vor beste Aufstiegschancen. Kann "uns" noch wer aufhalten? Werden wir am 15.11. erfahren. Bis dahin, bleibt gesund!

Nun noch zur Auflösung meines Rätsels:

In der Diagrammstellung funktionierte das Springeropfer noch nicht aufgrund folgender Variante:
16... Sxe5 17. fxe5 Dxe5+ 18. (Ist im Prinzip egal, sagen wir) Kd2 Dxa1 19. Sxb6 und diese Stellung wird von Stockfish mit +6 bewertet. So krass schätzte ich es in meiner Rechnung nicht ein, aber gerade so schlecht, um die Idee zu verwerfen. Die offene f-Linie und das Läuferpaar würden mich einfach grillen.
Auch Ideen, in denen ich erst 16...Ld4 zwischenschalte, scheitern bspw. an 17.c3 Sxe5 18.fxe5 Dxe5+ 19.Le2 und die weiße Stellung hält. 

Einen Zug später hängt mein Läufer auf b6 nicht mehr und nun funktionieren alle schmutzigen Ideen. Weiß hätte statt 17.c4?? mal lieber 17.Le3 gezogen. 

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