Deutscher Pokal: Das Kassler Bauernopfer

Vor einem knappen halben Jahr belegte unser VfB nach überstandener Zwischenrunde und Endrunde des sächsischen Pokals den dritten Platz, der uns dieses Jahr für die deutsche Pokal-Mannschaftsmeisterschaft (DPMM) qualifizierte. Los ging es in der Vorrunde, für welche wir in eine Gruppe mit Caissa Kassel, dem Aachener SV und Nordhorn-Blanke gelost wurden. Ausrichtungsort war am 28. und 29. Januar 2023 die hessische Großstadt Kassel. Unsere 4er Mannschaft setzte sich dabei aus Thomas H., Wolli, Fadi, Luca und mir zusammen, wobei Wolfgang am Sonntag Thomas ersetzte. Los ging es also am Samstag um 9:00 Uhr am Leipziger Hauptbahnhof ...

Nach knapp dreistündiger Fahrt und einigen Diskussionen um das Spiellokal erfuhren wir dann relativ schnell, dass wir einen Auswärtswettkampf gegen Aachen spielen würden. Zu unserem Glück reiste Aachen ohne seine hochkarätigen Titelträger an. Wir wählten eine Aufstellung, in der wir Luca und Fadi an den Brettern 1 und 4 die weißen Steine gaben, während Thomas und ich an Brett 2 bzw. 3 mit den schwarzen Klötzern dagegen halten würden. Luca nutzte den gegebenen Vorteil, um direkt mal in der Eröffnung eine Qualität einzustellen. Das hinderte ihn aber nicht daran, die Partie weiter auf Sieg zu spielen und es wundert mich nicht, dass er am Ende seinen 2100er Gegner auch mit blanker Minus-Qualität noch umgearbeitet hat. In der Zwischenzeit stand Thomas äußerst gedrückt und Fadi mindestens solide, wenn nicht besser. Bei mir braute sich in der Zwischenzeit etwas zusammen:

Diagramm 1: Thiemann - Bauer in Zug 22

Nach einer etwas wilden Eröffnung, in der mein Gegner nie in der Lage war, seinen Schwarzfelder zu entwickeln, konnte ich meinen positionellen Vorteil nun auch taktisch mithilfe von 22... Lxh2 verwerten. Nach 23. Kxh2 Dxf1 nebst Dxf2 einen Zug später gab ich einige Züge später die Qualität zurück, um Komplikationen in der Zeitnot Phase zu vermeiden. Ich schaffte es, in Zug 34 in ein Endspiel mit zwei blanken Mehrbauern abzuwickeln. Nochmal 34 Züge durfte ich meinen Gegner dann mattsetzen. In der Zwischenzeit nahm Fadi das Remis-Gebot seines Gegners an, weil ersichtlich wurde, dass ich meine Partie gewinnen würde. Zu aller Freude rundete Thomas unseren Mannschaftssieg mit seinem Einzelsieg noch ab, als er sich tatsächlich aus seiner gedrückten Stellung befreien konnte. 

Das bedeutet, dass wir uns relativ deutlich mit 0.5-3.5 gegen Aachen durchsetzen konnten. Nicht schlecht dafür, dass wir dachten, wir seien chancenlos, oder? Im Parallelkampf setzte sich auch noch Kassel gegen Nordhorn durch. Damit qualifizierten sich die beiden Underdog-Teams für das Vorrundenfinale am Sonntag. Da wir als Heimmannschaft gelost wurden, hatten wir an den Brettern 1 und 4 schwarz. Unsere Team-Taktik, die auf den Namen "Bauernopfer" hörte, war schnell gefunden: Ich würde an Brett 1 gegen den FM den Kopf hinhalten, damit die anderen ordentlich abkassieren können. Erhofftes (erwartetes) Ergebnis: 1-3 für uns ...

Nun ja, mein Teil mit dem Kopf hinhalten hat hervorragend funktioniert. Ich kam zwar ziemlich gut aus der Eröffnung, setzte dann aber im Mittelspiel durchaus gute Ideen falsch um und wurde dann ab Zug 18 systematisch zusammengeschoben. In Zug 31 war der Figurenverlust nicht mehr abzuwenden und ich musste das Handtuch werfen. 
Leider ist der andere Teil unserer Idee nicht direkt aufgegangen. So unterlag vor meiner Aufgabe schon Fadi mit den weißen Steinen und an den anderen Brettern sah es auch nicht besser aus. Wolli kämpfte in einem äußerst unkomfortablen Endspiel, während Lucas Stellung leider einer Ruine glich. Während Wollis Kampf letztendlich leider erfolglos blieb, fing Luca irgendwann wieder mit dem Zaubern an. Der Gegner musste nur einmal fehlgreifen, um seinen Vorteil komplett wegzuwerfen:

Diagramm 2: Englert - Simukov 

Ich hoffe, dass ich mich korrekt an die Stellung erinnere. Fakt ist, dass Luca zwei-drei Züge vorher mit b5 ein schönes Mattnetz konstruiert hat, mit dem er jetzt zumindest Dauerschach hat. Aber es wäre ja nicht Luca, wenn er nicht noch versuchen würde, die Partie komplett umzubiegen. So sammelte er mit dem c-Turm den schwarzen Springer ein und versuchte, das Endspiel mit Mehr-Qualität zu gewinnen. Am Ende wurde es leider nur ein Remis, aber immerhin verhinderte er so die Audi-Ringe für uns. Am Ende unterliegen wir Kassel also mit 0.5-3.5 und so endet unsere Reise im deutschen Pokal vorerst im Vorrundenfinale von Kassel. 

 

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