Ein fröhlicher Winterausflug

Die diesjährige SEM fand dieses Jahr wieder in einem neuen Spielort statt. Nach dem Ausflug letztes Jahr nach Nossen reisten einige Spieler unseres Vereins dieses Jahr nach Dippoldiswalde. Unsere Reisegruppe bestand aus Luca, Florian, Sadko, Anton und mir. Das Spiellokal war sehr gut gelegen und Luca und Florian bereits vom Pinguin-Cup bekannt und bot erstklassige Spielbedingungen und Versorgung.

Runde 1 brachte Florian, Luca und mir die volle Punktausbeute, wobei ich schon zu diesem Zeitpunkt meinen ersten Kaderspieler als Gegner bekam. Dieser hatte mit 8 Jahren bereits 1350 DWZ vorzuweisen und erkannte auf Anhieb viele Drohungen, auch wenn er bald nach der Eröffnung strategisch in Nachteil geriet. Sadko konnte leider nach einer Weile und einem kritischen Abspiel zu Beginn des Mittelspiels nicht wirklich gut weiter fortsetzen und musste leider ohne viel Gegenwehr aufgeben. Anton hingegen musste mit spielfreien Partie seinen Turniereinstieg etwas aufschieben und nutzte seine Zeit um alle Partien anzusehen.

Anton durfte in Runde 2 gleich gegen eine 2000 spielen. Für das erste Turnier von Anton war dies natürlich eine besondere Erfahrung und er konnte auch etwas dabei lernen. Ich konnte dies bestens betrachten, denn ich war am Nachbarbrett und mir gelang es glücklicherweise mein Spiel gegen meinen zweiten Jugendspieler zielstrebig in ein eher ereignisloses Endspiel abzuwickeln. In dieser Runde legte Luca nach und wollte weiter an der Spitzengruppe des Turniers dran bleiben, während Flosch gegen seinen Gegner leider nicht ganz überzeugen konnte. Auch Sadko konnte gegen einen weiteren Jugendspieler durch einen einzigen Zug am Ende der Eröffnung nicht wie gewünscht vorsetzen und verlor an Aktivität. Leider bedeutete dies, dass die Pläne alle etwas schlechter liefen als gedacht und am Ende die Partie nicht zu retten war.

Luca konnte in Runde 3 nicht überzeugen, da sich in ein ganz angenehmes Spiel irgendwann ein unpraktischer Fehler eingeschlossen hatte. Sadko und Florian konnten siegten planvoll und zielstrebig, während ich schreckliche Fehler in die Eröffnung einbaute und krachend scheiterte und wieder viel Zeit hatte die laufenden Partien zu betrachten, wobei mir in der Runde auffiel, dass Anton einen meiner alten Fehler übernommen hatte. Er schätze die Stellung auf Remis ein, was passt, aber er machte danach keine aktiven Zügen mehr, was leider zum Verlust führte. Floschs Figurenfang ist besonders ästhetisch:

   

In der Mittagspause, welche am Donnerstag etwas früher war als sonst machten wir einen schönen Ausflug ins Gebirge und wanderten zu einer schönen Klause zum Essen und bereiten uns mit reichlich Knoblauch auf die nächste Partie vor, auch wenn das technisch gesehen als nicht ganz fair gelten kann, glaube ich es war gerade noch in Ordnung.

In der Vorbereitung stellten wir in unseren Knoblauch-Ausflugsziel fest, dass Sadko und Anton gegeneinander spielen mussten und sie spielten es konsequent aus.

die Knoblauch-Klause auf der Kohlhauskuppe

 

Allerdings war die Stellung die meiste Zeit komplett ausgeglichen. Luca und ich durften gegen 2 Brüder spielen, wobei er überzeugend gewinnen konnte und ich nach einem fehlerhaften Opfer nur das Remis erreichen Absicherung wollte. Währenddessen besiegte Florian eine starken 1600er-Spieler, welcher sich mit 2 aus 3 sehr weit an die vorderen Bretter vorgearbeitet hatte.

Der nächste Tag brachte einige große Änderungen. Zuerst zu den Spitzenpaarungen: Cliff Wichmann gegen Luca und Florian gegen Sebastian Eichner. Während Florian der Teppich langsam aber kontrolliert  unter den Füßen weggezogen wurde kam Luca immer mehr in Vorteil und es sah nach einem sehr zielstrebigen Sieg aus... und im letzten Moment gelang Cliff die Konstruktion eines Remisbildes.

Ich durfte gegen Florians Gegner der Vorrunde spielen und er rochierte gegenläufig und entwarf einen guten Plan gegen mich. Ich ging hohes Risiko mit einem kritischen Opfer und einer zweifelhaften Öffnung ein und es ergab sich eine gute Möglichkeit die Partie schnell in meine Richtung zu beeinflussen.

Sadko spielte gegen die Tochter meines Gegners und gelangte mit Schwarz nicht zu genug Spiel und es gab zunehmende Probleme und sie behandelte das Endspiel sehr gut. Anton gelangte zu gutem Spiel und besserem Figurenspiel, schätzte die Stellung auf Remis ab. Nach seinem Angebot stellte er jedes Spiel ein und zog hin und her. Am Ende grub sein Gegner noch Ideen aus und entwickelte daraus einen erdrückenden Vorteil. Diese Lehre half Anton jedoch eine Runde später weiter.

In Runde 6 stand die Frage, wieder Endspurt laufen würde und ob Sadko Wettervorhersage wahr werden würde. Den besten Start in den Endspurt hatte Sadko und seinen Gegner gut überspielte. Bei Luca sah es wieder lange nach einem Sieg aus, welcher wieder auf dem letzten Meter zum Remis abgebremst wurde. Ähnlich sehe ich es bei Florian, wobei ich glaube die wesentliche Änderung am Übergang zum Endspiel stattfand. Ich spielte am Brett neben Flosch und konnte während der Partie erleben, dass er vor Lachen fast vom Brett rutschte. Der Grund war meine fehlenden Kenntnisse der Eröffnung. Mein Gegner dachte dadurch, er befände sich im meiner Vorbereitung, passte auf und merkte direkt, dass ich keine Ahnung hatte. Das Brett brannte lichterloh und ich hatte meinen Spaß, bevor ich verdient vom Brett geschoben wurde. Anton nutzte die Lehre aus der Vormittagsrunde und setzte auch in der remislichen Stellung mit weiteren Ideen fort und bekam dafür ein Remisgebot. In der Analyse ergaben sich nur eine Stelle, welche die Erlangung eines Vorteils ermöglichen würde und der Gegner war stark, also ging das Remis absolut in Ordnung.

Nach der Runde schneite es schon stark und wir suchten einer regionalen Kneipe und wurden nach kurzer Recherche einig. Die Fahrt endete an einer Anhöhe, welche wir nicht ganz hoch kamen. Hier begann das FITNESS-Program mit dem Auto. Nach der Hälfte des Berges waren alle dafür den Rest (1,3 km) zu laufen. Nach einem sehr guten Schnitzel brachen wir wieder auf, allerdings hatte es weiter geschneit und der Weg den Berg runter war nur der Beginn. Unsere Rückkehr in die Unterkunft endete im Nachbarort, als wir dort einen geeigneten Parkplatz "erreichten" und vor der nächsten Anhöhe kapitulierten mussten. Die restlichen 2,5 Kilometer Schneewanderung gehörten auch zum Fitnessprogramm.

 

Danach entspannten wir in der Unterkunft und freuten uns, als wir am nächsten Morgen besser starteten. Dabei gab es nur eine kurze Anhöhe die unsere Kraft benötigte.

 

Nach diesem Kraftaufwand hatte ich nur begrenzt Lust auf Caro-Kann  und kürzte mit minimalen positionellen Vorteil zum Remis ab. Ähnlich agierte Luca, der nach einem Fingerfehler ein Remisgebot erhielt. Florian spielte gut nach vorne und gelangte zu entscheidenden Übergewicht. Anton erreichte Remis durch akute Unlust seines Gegners bereits nach 11 Zügen. Sadko spielte noch unter letzten laufenden Partien. Es sah immer wieder nach Remis aus, aber irgendwo dazwischen war eine ganz dünne Gewinnchance und Sadko nützte sie schließlich aus.

Danach ergab sich in der Siegerehrung eine interessant Situation, das sich in die Auslosung, wegen einer fehlerhaften Änderungen in Runde 4, die zu einer veränderten Endtabelle führte. Diese Endtabelle änderte glücklicherweise nichts an der Preisvergabe, sorgt jedoch dafür, dass sich das Schiedsrichterteam nach dem Ende des eigentlichen Turniers nochmal richtig anstrengen musst. Während das eigentliche Turnier für die 3 Schiedsrichter völlig ereignislos und entspannt ablief, war diese Verwirrung nur ein kleiner Abzug in der B-Note. Nach der Siegerehrung machten wir uns auf die Rückreise, welche absolut perfekt ablief, obwohl ich mich auf mehr Fitnessprogramm vorbereitet hatte.

Das Fazit sieht wie folgt aus:

  • Luca hat in den finalen 3 Runden des Turniers leider mehr als einen Gegner entkommen lassen
  • Florian hat überzeugt und nur gegen Gegner verloren, welche aus der Top-5 des Turniers stammen
  • Sadko hat sich nach anfänglichen Problemen gefangen und sein Spiel im Turnier wiedergefunden
  • Anton hat mit 1612 ein absolut herausragendes Startrating erzielt
  • ich bin mit 6 Gegnern unter 20 noch sehr zufrieden mit meiner Bilanz, muss jedoch etwas an den Eröffnungen tun
  • wir fanden die Spielbedingungen klasse und wünschen uns, dass wir nächstes Jahr wieder in dem gleichen Spiellokal spielen können
  • ich bin mir auch (fast) sicher, dass die nächste SEM auch mit der Beteiligung des VfB stattfinden wird

 

 

 

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