Geras gefährliche Umwandlungsgeschichten

Vom 29.09. bis 03.10. fand in Gera das zweite Albrecht-Beer-Turnier statt. Gespielt wurden sieben Runden Schweizer System, von denen ich von vornherein zwar nur sechs Runden spielen würde, mich aber trotzdem freute. Achtung! Lesen auf eigene Gefahr, denn ich habe mich zu einigen hirnrissigen Aktionen hinreißen lassen ...

In Runde 1 sollte ich es mit einer 1400 zu tun bekommen. Es passierte nicht viel, außer dass ich mit den schwarzen Steinen versuchte, am Damenflügel etwas zu tun. In der folgenden Stellung wollte ich dann konkret agieren:

 

Mit dem Ziel, den b3-Bauern einzusammeln, rechnete ich folgende Damenroute: 27...Dd3 28. Tb2 Dd1 29. Kf1 Da1 30. Tc2 Da3. Leider muss mein 30. Zug berechtigterweise mit einem doppelten Fragezeichen versehen werden, weil ich in der Rechnung einen super simplen Verteidigungszug verpasste: 31. Sc1! 
Und auf einmal steht es +3 für Weiß, weil ich meine Dame erfolgreich in Richtung Leihhaus navigiert hatte. Die Dame konnte ich zwar retten, die Partie ging nach 95 Zügen dennoch verloren. Autsch. 

In Runde 2 konnte ich mit einem reichlich 1300er Gegner dann mit Weiß kurzen Prozess machen, hatte aber zumindest einen kuriosen Moment, den ich mir nicht nehmen ließ:

 

Wer mich kennt, weiß, dass ich an dieser Stelle weder das #4 nach 21. g5 oder den offensichtlichen 21. gxh8=D+ gespielt habe.  Wer mich kennt, weiß, dass es für mich hier nur einen Zug geben kann: Nach 21.gxh8=T+ konnte ich mich zumindest für einen Halbzug über drei Türme freuen. 

In Runde 3 bekam ich es dann mit einer 1700 zu tun. Mit den schwarzen Steinen brachte ich leider mal wieder meine Theorievarianten durcheinander und stand sehr schnell mit dem Rücken zur Wand. Mein Gegner spielte den Vorteil sauber herunter und für mich setzte es die zweite Niederlage des Turniers. Runde 4 endete nach 72 Zügen im Matt und nur zwei Stunden mit einem Sieg für mich.

In Runde 5 durfte ich mich dann mit einer 1650 messen. Aus der Eröffnung heraus stand ich auf -2 Vorteil (Ich hatte die schwarzen Steine.), um nach zwei Patzern auf +2 Nachteil zu stehen. Zum Glück fand mein Gegner die korrekte Fortsetzung nicht. Mit einem Mehrbauern im Springer-Endspiel fand ich mich irgendwann hier wieder: (Meine schwarzen Bauern ziehen nach oben.)

Jeder sieht sofort, dass 48...d1=D 49.Sxd1 a2 nebst Damen-Umwandlung für Schwarz sofort gewonnen ist. In einer für mich eher ungesunden Mischung aus Überheblichkeit und Inspiration aus Spiel 2 spielte ich jedoch 48...d1=S+. Nach 49.Kd2!! schlief mir dann am Brett zu Recht komplett das Gesicht ein, als ich realisierte, dass mein eigentlicher Plan 49...Sxc3 50.Kxc3 a2 51.Kb2 nur zum Remis führt, weil sich Weiß ähnlich den Fällen mit dem falschen Läufer einfach auf a1 versteckt und Schwarz angesichts der Pattmotive keinen Fortschritt erzielen kann. Glücklicherweise hatte ich mir ungefähr eine Viertelstunde angespart, um den korrekten Gewinnplan zu finden: 49...Sb2 (Sf2 geht auch). Der Springer geht über d3 und e1 nach c2, von wo aus er das wichtige a1-Feld kontrolliert. Die Endspieldatenbank gibt mir zum Glück Recht. Wenige Züge ging mein Gegner in der Verluststellung dann ZÜ. Da hätte die Karma-Schelle mir aber beinahe einen Wirkungstreffer erzielt, der sich gewaschen hätte. Und ich hätte mich nicht mal beschweren dürfen. Meine Gruppe, zu der sich kurzzeitig auch SGs Laurin Haufe gesellt hatte, hätte mich nach der Partie für diese unnötige und arrogante Aktion vermutlich am liebsten verhauen und/oder ausgelacht. Zu Recht! 

In der letzten Runde gab es dann nochmal einen schnellen Sieg mit Weiß. Immerhin hole ich mal 100% mit Weiß (Ich brauche Dinge, über die ich mich freuen kann. Sorry.). Das gelingt mir fast nie. 
Am Ende steckte ich aufgrund der beiden Niederlagen dennoch ungefähr 30 DWZ-Punkte ins Geschäft; vermutlich Karma-Punkte für die Umwandlungen. 

Am letzten Oktober-Wochenende bekomme ich aber schon die nächste Chance, mir diese Punkte wiederzuholen, wenn Dirk, mein Erlanger Schachfreund Julian und ich uns auf den Weg zur Döbelner Stadtmeisterschaft machen. Und nächstes Mal passe ich auf, in welche Figuren ich umwandle. Versprochen!

Schachliche Grüße
Timon

Ein Gedanke zu “Geras gefährliche Umwandlungsgeschichten

  1. Frank

    Danke für den wieder einmal sehr unterhaltsamen Turnierbericht, lieber Timon - auch und vor allem, wenn es mal nicht so gelaufen ist. Mein Respekt, dass du das Endspiel nach der Unterverwandlung noch gewonnen hast. Ich hätte mich wahrscheinlich so geärgert, dass ich keinen vernünftigen Gedanken mehr hätte fassen können...

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