Pfingstausflug in den Norden

Niko, Jakob, der Hauptmann von Köpenick, Flosch, Sadko und Alv-mit-Hund ^^

Man könnte ja meinen, dass mit der Offenen Bezirkseinzelmeisterschaft in Blankenburg, dem 60. Krostitzer Kurz-Schnellschachturnier in Krostitz und der Deutschen Schulschachmeisterschaft über Himmelfahrt in Frankfurt am Main der Terminkalender schon ordentlich mit Schach-Events gefüllt war … aber wer das sagt, kennt uns schlecht! Schließlich gibt es Pfingsten ein verlängertes Wochenende! Und was gibt es da Schöneres, als auf Reisen zu gehen und Schach zu spielen? Schnell war das Auto voll… 

Wir entschieden uns diesmal zu einem Neuaufschluss in Norddeutschland. Das „Ran-an-den-Turm-Open“ macht derzeit ordentlich von sich reden und nicht zuletzt hatte auch Luca von seiner Teilnahme beim vergangenen Turnier geschwärmt. Das Turnier bestand dabei aus sechs Gruppen:

A-Gruppe: DWZ > 2000

B-Gruppe: DWZ 1750 – 1999

C-Gruppe: DWZ 1500 – 1749

D-Gruppe: DWZ 1250 – 1499

E-Gruppe: DWZ 1000 – 1249

F-Gruppe: DWZ < 1000

 

Obwohl das Turnier erst am Sonnabend losgehen würde, sind wir bereits am Freitag angereist, um in Ruhe in das Turnier starten zu können; dennoch war es eine anstrengende Anreise zum Pfingstverkehr, sodass wir die meiste Strecke Landstraße gefahren sind. Untergebracht waren wir auf einem alten wie schönen Bauernhof im Umland und verbrachten, anders als es sonst unsere Tradition bei Turnieren war, unseren ersten Abend nicht beim örtlichen McDonalds, sondern beim Griechen. Auch schauten wir schonmal nach, wo morgen das Turnier beginnen würde, denn das Turnier selbst sollte in der großen Stadthalle von Wittstock (Dosse) stattfinden:

Erstaunt waren wir am nächsten Morgen zunächst erstmal über die vielen Teilnehmer, denn über 220 Schachspieler haben den Weg nach Wittstock gefunden. Wahrscheinlich ist der Grund dafür, dass das Turnier seit einigen Jahren so derartig prosperiert, dass es aus sechs Gruppen besteht, und sich somit auch viele Spieler der unteren Spielklassen ansprechen und für eine Turnierteilnahme motivieren ließen. Ein schöner Nebeneffekt für uns war dabei, dass wir uns dadurch gut über das Turnierfeld verteilen konnten und somit die Chance für vereinsinterne Paarungen minimiert war.

Flosch, unser bester Mann, durfte bei der Anmeldung sogar eine Gruppe aufrücken und so ergab sich für uns folgende Einteilung: Flosch würde in Gruppe A, der Meistergruppe glänzen, Alv in Gruppe B, Niko und meine Wenigkeit in Gruppe C und Jakob in Gruppe D. Kleine Randnotiz: Vor ein paar Monaten hatte Jakob in Magdeburg noch in Gruppe G gespielt, was hier Gruppe F entspricht … Hmm, da hat wohl jemand Ambitionen, das Lob für das „Mitglied mit dem höchsten DWZ-Zuwachs“ auf der nächsten Jahresversammlung einzuheimsen? ^^

Aber der Reihe nach...

Tag 1:

Flosch gelang schon in der ersten Runde eine Sensation: Als Underdog durfte er gegen eine 2100 antreten und überspielte seinen Gegner recht zügig, nicht zuletzt durch sein geliebtes wie eindrucksvolles Te1-e3-h3-Manöver. Hier war er aber offensichtlich noch am Grübeln:

Florian Schön vs. Wolfgang Westphal

Auch Alv gelang eine sehr gute erste Partie gegen seinen jugendlichen Gegner, allerdings begann er im Gegensatz zu Flosch das Turnier „von oben“. Nach einem Alapin-Sizi und einem Mittelspiel, in welchem der Gegner sich entschied, für die Gewinnung der Dame seinen Turm und zwei Leichte zu opfern, fand sich Alv nach 37 Zügen in folgender Stellung wieder: Wer also ein bisschen rechnen möchte …

Simon Lehmann vs. Christian Alvermann

Nun, auch ich sollte das Turnier „von oben“ beginnen. Und zwar im reinsten Sinne…, denn mit der Auslosung der ersten Runde kam auch gleich eine zugegeben unvorhergesehene Überraschung: Ich war in der größten Gruppe des Turniers vertreten – und das als Erstgesetzter. Okay, das konnte nur schief gehen. Und schon in Runde 1 ging es los: Ich durfte mit Schwarz gegen die „Nummer 26“ des Turniers spielen, einen U12-Spieler aus Berlin; nach zähem Ringen und zeitweiligem +5-Stand für Weiß … fand ich mich kurz vor der Zeitkontrolle in folgender Stellung wieder:

Hannes Ollhoff vs. Sadko Petersohn

Hier gibt es einen Zug für Schwarz, der noch Remis hält. Nur einen…

Und Ke7 war es leider nicht. Die Partie dauerte nicht mehr lange. Niko erging es in der ersten Runde leider ähnlich, auch wenn er noch etwas länger durchhielt als ich. Jakob hingegen startete gleich durch, hebelte mit Weiß die nimzoindischen Verteidigungsversuche seines 200 Punkte stärkeren Gegners rasch aus und erreichte nach 19 Zügen folgende Stellung:

Jakob Lange vs. Volker Obst

Eine schöne taktische Stellung, in der einige fiese Doppelgardez drohen. Es dauerte nicht mehr lange und Jakobs Gegner musste die Waffen strecken.

Nach ihren beiden Siegen in der ersten Runde, kam in der darauffolgenden Nachmittagsrunde, nach langem Kampf, aber auch für Florian und Jakob wieder die Ernüchterung; man muss aber dazu sagen, dass sie beide auch erneut 200 Punkte stärkere Gegner bekamen.

Karl-Heinz Gaul vs. Jakob Lange - manchmal sagen Bilder mehr als Worte.

Auch unser Niko fand noch nicht so recht ins Turnier. Nach zähem Ringen erreichte er nach 52 Zügen folgende Stellung:

Nikolaus Metzner vs. Kruse, Nils

Wie hättet ihr hier fortgesetzt? Wie ist das Endspiel zu bewerten? In Zeitnot verlor Niko später, nach knapp 70 Zügen, leider unglücklich die Partie.

Alv konnte auch in der Nachmittagsrunde sein Können unter Beweis stellen und spielte mit exakt 40 Zügen wohl eine der längsten Partien seiner Schach-Karriere überhaupt. Und auch ich bekam nun einen Gegner, der mir jetzt den Start ins Turnier ermöglichte, wenn auch erst nach über 60 Zügen, bevor es dann abends wieder zum Griechen ging.

Tag 2:

Auch wenn wir am nächsten Morgen, an unserer Motivation gemessen, gefühlt mit 5 aus 5 hätten abschneiden müssen, reichte es leider nur für drei Remisen. Aber was heißt leider… Schließlich war eines der Remisen das von Flosch, der gegen WIM Constanze Jahn antrat und damit sein erstes Remis gegen eine Titelträgerin dieses Ranges holte!

Auch Jakob konnte seinem erneut stärkeren Gegner ein Remis abringen, wobei „abringen“ hier wohl das falsche Wort ist. Er spielte mit Weiß einen sauberen Katalanen, stand von Anfang an auf Vorteil, setzte im richtigen Moment e4 durch und kam gut ins Mittelspiel. Allerdings hapert es noch an der ein oder anderen Stelle beim Thema „Planfindung“, am Ende ging es in die Dreifache.

Das knappste der drei Remisen war Nikos Partie, die wie immer am längsten dauerte und wir schon befürchteten, er würde den „Halben-Taimanow“ machen. Aber irgendwie konnte er, verkrampft, nach über vier Stunden Spiel die Stellung zusammenklammern und durchbrach seine kleine Unglücksserie bis dato.

Alv hatte ja wirklich einen fulminanten Turnierstart hingelegt und sich nun in Runde 3 bis ans zweite Brett der B-Gruppe hochgearbeitet. Dort traf er auf einen starken Jugendspieler, Mikala Tristan Burns, den einige unserer Jugendlichen mit Sicherheit kennen, nicht zuletzt von der SEM in Sebnitz, der massives Pressing spielte, zunächst völlig auf Gewinn stand, dann aber ungenau wurde. Alvs Remisgebot im 22. Zug wollte er trotzdem nicht annehmen und konnte die Partie dann auch noch für sich entscheiden. Bemerkenswert zu erwähnen ist aber wirklich, dass Alv in diesem Turnier nicht ein Remis gespielt hat.

Ich spielte gegen Thomas Bertram aus Bad Lausick, der zwar etwa 200 DWZ weniger hatte als ich, aber weithin für sein aggressives Angriffs- und Opferschach bekannt ist. Nun ergab sich daraus eine toxische Mischung: Es würde so oder so eine taktische Partie werden, ich würde Schwarz haben, mit Sizi eine neue Eröffnung spielen und trotzdem eigentlich gewinnen müssen. Das Ergebnis war wie es kommen musste: Zeitnot nach 14 Zügen, und eine weitere Partie-„Miniatur“ in meiner Sammlung.

Dass Thomas Bertram in dieser Runde wohl viel Zeit verblieb, sieht man nicht auch zuletzt dank dieses Bildes ... grrrr ... , wo er Alvs Partie beäugt:

Die Nachmittagsrunde sah für alle außer Flosch, schon wesentlich besser aus: Jakob holte Remis, Alv machte mit seinem Gegner kurzen Prozess und setzte ihn nach kaum 25 Zügen matt und auch Niko konnte seine Partie erfolgreich nach Hause tragen.

Glücklicherweise hatte ich dieses Mal wieder Weiß und kam so umhin, nicht direkt mit kräftigem Minus aus der Eröffnung zu gehen. Nach 53 Zügen hatte ich folgende Stellung und konnte den Gegner ins Matt zwingen; ihm blieb nur noch auszusuchen, welches:

Sadko Petersohn vs. Mario Wagner

Am Abend entschieden wir uns noch zu einem kurzen Sun-Downer-Ausflug auf den Turm, nach dem unser Turnier, das „9. Ran-an-den-Turm-Open“ immerhin seinen Namen trug:

Nun, Sonnenuntergänge Ende Mai sind in Norddeutschland durchaus spät … wir mussten feststellen, dass inzwischen nur noch McDonalds geöffnet hatte. Aber auch da nur noch McDrive, aber das hält uns doch nicht davon ab:

Manchmal muss es eben kreative Lösungen geben!

Lustigerweise trafen wir dort auch die Turnierleitung bzw. die Schiedsrichter und auch den Bundesturnierdirektor himself – offenbar dachten die sich wohl dasselbe wie wir.

Tag 3:

Eigentlich erst halbwegs warmgespielt, waren wir nun auch schon bei der letzten Runde angelangt. Für mich und Niko ging es aus DWZ-technischer Sicht nur noch um Schadensbegrenzung. Alv hatte aber bis dahin ein super Turnier gespielt – also Flosch und Jakob auch, beide waren schon etwa 0,5 bzw. 1 über Erwartungswert – aber nur Alv hatte noch reale Chancen auf ein Preisgeld.

Flosch holte sich nochmal mit Schwarz einen vollen Punkt und beendete das Turnier mit einer 2000er-Leistung und einem satten DWZ-Plus von 21 Punkten. Schade war, dass das Turnier nicht Elo-gewertet war, obwohl es aus unserer Sicht von allen Rahmenbedingungen und Modalitäten einem Elo-Turnier entsprach. Vielleicht ändern sie das ja das nächste Mal; es wäre schön.

Niko einigte sich mit Thomas Naumann vom ESV Lok Döbeln, der auch auf gefühlt jedem Turnier ist, nach Erreichen der Zeitkontrolle auf remis. Haken dran; es kommen auch wieder bessere Zeiten. Jakob musste ein drittes Mal mit Schwarz antreten und kämpfte nach einem Figureneinsteller in der Eröffnung noch lange und verbissen, über 50 Züge ums Remis; und war auch fast nochmal in die Remisbreite gekommen, aber eben nur fast. Du hast dennoch ein super Turnier gespielt und 30 DWZ gewonnen. Mal sehen, wie viele Plätze in unserer Mitgliederliste du noch kletterst über den Sommer…

Nicht ganz zufrieden mit der letzten Partie waren auch Alv und meine Wenigkeit. Alv musste sich nach 30 Zügen gegen einen motivierten U16-Spieler aus Berlin geschlagen geben, der dadurch Dritter wurde. Für Alv war es daher in Anführungsstrichen „nur“ eine direkte Punktlandung auf seiner aktuellen DWZ-Kurve, 1858 Leistung bei 1860 DWZ.

Auch ich kam nicht über ein Remis gegen einen erneut 200 Punkte schwächeren Gegner hinaus. Rückblickend hätte ich wohl auch von der Möglichkeit, in die nächsthöhere Gruppe aufzurücken, Gebrauch machen sollen… Naja, einerlei. Wichtig ist allein, sich den Sizi ordentlich anzugucken und aus den Fehlern etwas mitzunehmen.

Insgesamt haben wir wohl ein paar DWZ-Punkte dort in Wittstock gelassen. Insbesondere Alv, ich und Jakob müssen, zumindest wenn man der Statistik glaubt, dringend an ihren Schwarzpartien arbeiten: Wir haben zu dritt 5,5 Punkte aus 6 Partien mit Weiß geholt. Okay, das ist super; aber mit Schwarz nur 2 aus 9 – das ist einfach zu wenig.

 

Aber auch dieses verlängerte Wochenende war schnell wieder vorbei. Unsere Rückreise hatten wir über Berlin geplant, denn Alv hatte uns noch eingeladen Alfine, nein, Spaß, seine Schwester zu treffen, sodass wir noch einen Abstecher über Ostberlin in eine nette Tapas-Bar gemacht haben, bei der auch das Bild oben, mit dem Hauptmann von Köpenick entstanden ist.

Niko, Jakob, der Hauptmann von Köpenick, Flosch, Sadko und Alv-mit-Hund ^^

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