Die Suche nach dem inneren Frieden bei der DSAM

Ein reichliches halbes Jahr ist es her, dass ich bei meinem letzten Turnier der deutschen Schachamateurmeisterschaft (DSAM) ordentlich Lehrgeld zahlen musste (siehe: https://www.vfb-schach-leipzig.de/2022/olympische-gedanken-beim-dsam-finale/). Nach einem halben Jahr Turnierabstinenz ging es für mich zurück an den Ort, an dem das Unheil damals seinen Lauf nahm: Vom 17.02. bis 19.02. fand im Maritim-Hotel in Magdeburg ein Qualifikationsturnier der DSAM statt. Für mich hieß es, die alte Form endlich wiederzufinden und den Schaden von damals auszugleichen. Bevor ich jedoch zu meinen Erlebnissen komme, möchte ich noch kurz die herausragenden Leistungen von Luca und Jakob erwähnen, die neben weiteren VfBlern und mir ebenfalls in Magdeburg mitspielten.

Jakob konnte in der Gruppe G (Wertungszahl unter 1200) unter Beweis stellen, was er in den vergangenen Wochen und Monaten gelernt hat und holte mit vier Siegen sehr starke 4 von 5 Punkten. Besonders gefreut hat mich, wie er mich in unseren Analysen anschließend durch die Partien führte und mir seine schlüssigen Gedankengänge aufzeigen konnte. Und das notwendige Quäntchen Glück hatte er in diesem Turnier auch. Folgerichtig konnte Jakob in Magdeburg 80 DWZ-Punkte einsammeln und hat nun eine DWZ von 1245 zu Buche stehen. Herzlichen Glückwunsch und gerne mehr davon! 

Ebenfalls wieder richtig stark präsentierte sich Luca, der wie ich in der Gruppe B an den Start ging (Wertungszahl zwischen 1901 und 2100). Nach unglaublichen vier Siegen aus vier Spielen sah alles nach Platz 1 in der Gruppe B aus. Leider reichte es in der letzten Runde "nur" zu einem Remis und 4,5/5 Punkten, was ihn durch die Buchholz-Wertung noch auf Platz 2 verdrängte. Durch diese fast 2400er Leistung hat Luca nun auch die 2100er Schallmauer durchbrochen und steht auf einem neuen Zwischenhoch von 2110. Auch hier sage ich herzlichen Glückwunsch und gerne mehr davon! Das Siegerbild der Gruppe B findet ihr hier: https://www.flickr.com/photos/schachbund/52699329960/

Für mich hat es leider nicht zum Siegerbild gereicht, aber darüber bin ich nicht wirklich traurig, denn mit meinem Sieg in Runde 1 und vier Remisen bin ich mit meinen 3 aus 5 Punkten sehr zufrieden, hatte ich es doch in jeder Runde jeweils mit einem 2000er Gegner zu tun. Vor der ersten Runde 1 verging es mir jedoch kurz, als mir Luca freudig mitteilte, dass er meinen Gegner Florentin Lübke ja aus seinen Kaderlehrgängen kennt. Übermotivierte Jugendliche - so sehr ich sie mir in meinem Berufsalltag mal wünschen würde, kann ich sie als Gegner am Schachbrett nicht wirklich gebrauchen. Nun gut, immerhin kam ich gut aus der Eröffnung und hatte ein komfortables Mittelspiel, in dem mir die Motive zum Großteil bekannt waren. Irgendwann wollte mich mein Kadergegner aber mattsetzen, was ich aber erfolgreich verteidigen konnte. In beidseitiger hoher Zeitnot verlor mein Gegner jedoch irgendwann noch vor Zug 40 auf Zeit, weil sein Angriff nicht durchschlug. 

Und weil es so schön war, durfte ich in Runde 2 gleich nochmal mit Schwarz ran und dieses Mal wurde es wild. Weiß spielte irgendwann sehr aggressive Turmzüge und ließ diesen regelmäßig zum Schlagen mitten auf dem Brett stehen. Und als ob das nicht genug wäre, opferte er ihn schließlich sogar noch ganz (siehe Bild). Leider nahm ich aufgrund eines Restbild-Fehlers mit der falschen Figur. Ich hatte nun eine Qualität mehr, stellte aber gleich mehrere Male nacheinander taktisch Bauern ein, sodass wir uns nun in einem asymmetrischen Endspiel befanden, welches ich aber zum Remis verteidigen konnte.

In Runde 3 konnte ich es mit Weiß dann mal ruhig angehen lassen. Es wurde sogar so ruhig, dass wir uns nach nur 19 Zügen und nur einem getauschten Leichtfigurenpaar direkt auf Remis verständigten, was eher an Pazifisten-Schach erinnerte. Bemerkenswert fand ich hier auch, dass mir die Engine eine fehlerfreie Partie bescheinigt und ich in der Endstellung sogar leicht schlechter stehe. 

In Runde 4 bekam ich direkt nochmal Weiß und nachdem mein Gegner auch keine Versuche anstellte, das Spiel komplex zu gestalten, tauschten wir bis auf ein Turmpaar einfach alles ab und begaben uns in ein völlig symmetrisches Endspiel. Er versuchte noch ein paar Tricks, ehe ich sein Remisgebot annahm. 

In Runde 5 sah ich mich mit Schwarz dem London-System konfrontiert und ich freute mich, dass ich endlich mal meine neue Varianten austesten konnte. Leider funktionierten meine Ideen in dieser speziellen weißen Figurenkonstellation nicht sonderlich gut, sodass ich auf meinem Partieformular den Zug 11... Kxd7 notieren durfte. Nicht schön, aber was will man machen. Nun stand mein König also fast nackt auf der D-Linien-Autobahn, die sich auch prompt zumindest halb öffnete. Grüße gehen raus an meinen d5-Bauern, der mich vor schlimmeren bewahrte. Mein Gegner konnte meinen zentralen König aber nicht so gut ausnutzen, wie ich es erwartet hatte und nach einigen getauschten Figuren stand mein König auf einmal günstig fürs Endspiel. Nachdem die Partie kippte, bot mein Gegner mir Remis, welches ich schnell annahm. Ein niederlagenfreies Turnier war mir in diesem Moment wichtiger, als dieses Endspiel vielleicht noch zu verspielen. Am Ende hole ich mit meinen Ergebnissen drei von fünf Punkten, konnte eine 2100er Leistung spielen und meine DWZ auf 1950 erhöhen. Die Formkurve zeigt nun endlich wieder in Richtung der 2000. Frei nach Jean-Luc Picard: Energie! 

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